Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PC192
DOI: 10.1055/s-0034-1374383

Verfügbarkeit und Integration von Palliativmedizin an zertifizierten Lungenkrebszentren

B Wagner 1, C Meffert 2, G Becker 2
  • 1Dr. Horst Schmidt Klinik, Abteilung Palliativmedizin, Wiesbaden, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland

Fragestellung: Das Zertifizierungssystem für Organkrebszentren der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) hat zum Ziel, onkologischen Patienten in jeder Phase und für jeden Bereich ihrer Erkrankung eine an hohen Qualitätsmaßstäben orientierte Behandlung zu ermöglichen. Bei Lungenkrebs besteht aufgrund der hohen Symptomlast und der schlechten Prognose ein umfangreicher palliativmedizinischer Bedarf. Mit der vorliegenden Untersuchung sollten die palliativmedizinischen Strukturen der 39 zertifizierten Lungenkrebszentren ermittelt werden.

Methodik: Als Messinstrument diente ein Fragebogen mit 18 Fragen, der den Zentren postalisch zugestellt wurde. Die DKG unterstützte die Befragung mit einem Empfehlungsschreiben. Die Auswertung erfolgte anonym.

Ergebnisse: 30 Zentren (77%) haben an der Befragung teilgenommen. In 21 Zentren (70%) war ein Arzt mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin angestellt, in 24 Zentren (80%) eine Pflegekraft mit Palliative-Care-Weiterbildung. In 23 Zentren (77%) erfolgten palliativmedizinische Konsile. 9 Zentren (30%) verfügten über eine eigene Palliativstation. 20 Zentren (66%) arbeiteten mit einem SAPV-Team zusammen. In 17 Zentren (60%) nahm ein Palliativmediziner regelmäßig an der Tumorkonferenz teil. An Barrieren für Palliativmedizin wurden ein Mangel an Fachkräften (47%), die fehlende Refinanzierung (43%) und die Sorge, Palliativmedizin könne negative Gefühle bei Patienten erzeugen (17%) genannt. 21 Zentren (70%) rechneten mit einem Ausbau ihrer palliativmedizinischen Strukturen.

Schlussfolgerungen: Die palliativmedizinischen Strukturen in zertifizierten Lungenkrebszentren zeigten eine große Bandbreite. Neben einer mehrheitlich offenen und interessierten Einstellung für Palliativmedizin wurden auch ernstzunehmende Barrieren und vereinzelte Ressentiments festgestellt. Es stellt sich die Frage, ob die aktuellen Zertifizierungskriterien für Palliativmedizin deren zunehmenden Stellenwert bei der Behandlung von Lungenkrebs noch hinreichend abbilden.