Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PC186
DOI: 10.1055/s-0034-1374377

Nachsorge in der SAPV – Praxis eines SAPV-Teams für Kinder und Jugendliche

T Stiehl 1, D Lindemann 1, M Riester 1, E Berger 1, M Führer 1
  • 1Klinikum der Universität München, Koordinationsstelle Kinderpalliativmedizin, München, Deutschland

Hintergrund: Kinder und Jugendliche in der Palliativsituation zuhause zu betreuen, gründet in Vertrauensarbeit und bedeutet das Begleiten der intimen Situation des Versterbens. Oft werden Mitglieder eines SAPV-Teams zu wichtigen Bezugspersonen für die Familien. Die Familien äußern deshalb oftmals den Wunsch nach Weiterbegleitung durch das Team. Formal endet jedoch der Auftrag des SAPV-Teams mit dem Tod des Kindes.

Forschungsfrage und Methodik: Wie sieht die Praxis in der Nachsorge durch ein SAPV-Team für Kinder und Jugendliche aus? Zur Beantwortung dieser Frage wurde die elektronische Patientendokumentation aller zwischen 7/2009 und 12/2013 durch das Kinder-SAPV Team in München betreuten Patienten retrospektiv hinsichtlich Häufigkeit, Art und Inhalt postmortaler Kontakte ausgewertet.

Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden 123 Patienten betreut, davon sind 65 verstorben. Bei 49/65 (75%) der Patienten wurden Kontakte nach dem Versterben dokumentiert, in 29/49 (59%) fanden postmortal Hausbesuche statt. Bei den übrigen Kontakten handelte es sich meist um längere Telefonate mit den Angehörigen.

Vielfältige Anliegen wurden formuliert:

  • medizinisch: Besprechung des Sterbeverlaufs und Klärung offener Fragen

  • pflegerisch: Umgang mit verbliebenen Hilfsmitteln und Medikamenten

  • psychosozial: sozialrechtliche Fragen, Umgang mit Trauer, Trauerbegleitung, Anbindung an Nachsorgeeinrichtungen, Gestaltung von Ritualen

In 10% der Patienten ist dokumentiert, dass die Eltern den weiteren Kontakt zum SAPV-Team selbst steuern möchten.

Diskussion: Obwohl formal nicht vorgesehen, findet in 75% der Begleitungen eines Kinder-SAPV Teams postmortale Nachsorge statt. Dies reflektiert die vielfältigen Anliegen der Angehörigen und den Wunsch, die gewachsenen Beziehungen nicht abrupt mit dem Tod des Kindes zu beenden. Eine prospektive Untersuchung des Betreuungsbedarfs, der Themen und möglichen Partner erscheint sinnvoll, um Handlungssicherheit in diesem Bereich herzustellen.