Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB149
DOI: 10.1055/s-0034-1374356

Palliativmedizin auf Intensivstation – Selbsteinschätzung und Wissensstand von Ärzten

V Krautheim 1, A Schmitz 2, G Benze 3, G Schneider 4, T Standl 5, C Schiessl 6, EF Kochs 1, W Waldeyer 1, KJ Wagner 1
  • 1Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität, Klinik für Anaesthesiologie, München, Deutschland
  • 2Klinikum der Heinrich-Heine-Universität, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin und Klinik für Anästhesiologie, Düsseldorf, Deutschland
  • 3Universitätsmedizin der Georg-August-Universität, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
  • 4Helios Klinikum der Universität Witten/Herdecke, Klinik für Anästhesiologie, Wuppertal, Deutschland
  • 5Städtisches Klinikum, Klinik für Anästhesie, operative Intensiv- und Palliativmedizin, Solingen, Deutschland
  • 6Algesiologikum, München, Deutschland

Hintergrund: Die moderne Intensivmedizin ist sowohl dem kurativen Einsatz lebenserhaltender Maßnahmen, als auch der Beherrschung palliativer Behandlungskonzepte verpflichtet. In diesem Spannungsfeld der Balance zwischen Lebensverlängerung und Lebensqualität ist daher eine hohe Qualifikation und Behandlungsqualität gefordert. Ziel dieser Untersuchung war die Erhebung von Daten zur Selbsteinschätzung und zum palliativmedizinischen Kenntnisstand der auf Intensivstationen tätigen Ärzte.

Methodik: In dieser multizentrischen, prospektiven Querschnittsuntersuchung wurden von Oktober 2012 bis November 2013 Ärzte auf zehn Intensivstationen in fünf Bundesländern befragt. Zum Einsatz kam ein standardisierter Fragebogen, in dem demographische Daten erhoben wurden und zu relevanten Themenkomplexen erstens um eine Selbsteinschätzung gebeten wurde und zweitens Testfragen gestellt wurden.

Ergebnisse: 66 Assistenzärzte, 33 Fachärzte und 38 Oberärzte (n = 137) nahmen an der Studie teil (durchschnittliche Beteiligungsquote pro Zentrum = 69,9%). 71,8% der Ärzte gehörten der Fachrichtung Anästhesiologie, 19,1% nicht-operativen Fächern und 9,2% operativen Fächern an. Mehr als die Hälfte der Ärzte schätzte sich als unsicher bezüglich palliativmedizinsicher Grundlagen (67,6%) und Sterbehilfe (53,7%) ein. Unabhängig demographischer Parameter zeigten sich Wissensdefizite in den Bereichen Symptomkontrolle von Schmerzen (43,5% korrekte Antworten), von Übelkeit/Erbrechen (51,1%) und des sterbenden Patienten (46,0%) sowie im Bereich Applikationswege von Medikamenten (19,0%).

Die Subgruppe mit Zusatzweiterbildung Palliativmedizin und/oder spez. Schmerztherapie (N = 15) schätzte sich signifikant sicherer ein (p < 0,01) und antwortete signifikant (p < 0,001) häufiger korrekt (67,7%, übrige Teilnehmer 56,0%).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen einen weiteren Bedarf an palliativmedizinischer Fort- und Weiterbildung intensivmedizinisch tätiger Ärzte erkennen.