Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB142
DOI: 10.1055/s-0034-1374349

Stellenwert der Physiotherapie in der Hospiz- und Palliativversorgung – Ergebnisse eines bundesweiten Surveys

K Woitha 1, 2, A Wünsch 1, B Wiese 1, S Volsek 3, N Schneider 1, G Müller-Mundt 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • 2Clinica Universidad de Navarra, Instituto Cultura y Sociedad, Pamplona, Spanien
  • 3Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Physiotherapie und Physikalische Therapie, Kiel, Deutschland

Fragestellung: Multiprofessionalität wird in palliativen Versorgungskonzepten ein hoher Stellenwert beigemessen. Diese Arbeit stellt die Physiotherapie in den Mittelpunkt. Ziel des Projekts* war es, die Rolle der Physiotherapie in der spezialisierten Palliativversorgung in Deutschland empirisch systematisch aufzuarbeiten.

Methode: Auf der Basis einer qualitativen Vor-Studie (Interviews auf Palliativstationen) wurde ein standardisierter Fragebogen entwickelt. In die postalische Befragung wurden im Frühjahr 2013 die in Adressdatenbanken der Hospiz- und Palliativverbände nachgewiesenen 680 Einrichtungen einbezogen, darunter 266 Palliativstationen, 193 Hospize und 221 Dienste der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV).

Ergebnisse: An der Befragung beteiligten sich 269 Einrichtungen (39,5%), darunter 137 Palliativstationen (50,5%), 85 Hospize (44,4%) und 74 SAPV-Teams (33,5%). Von den Einrichtungen wurden im Jahr 2012 durchschnittlich 215 Patienten betreut. 56% der Patienten erhielten im letzten Monat Physiotherapie. Neben Basis-Assessment und ärztlicher Indikationsstellung sind die Therapieplanung im Team und der Patientenwunsch maßgeblich. Besonders hilfreich wird Physiotherapie bei Ödemen, Immobilität, Luftnot und Schmerz eingestuft. Am häufigsten finden Manuelle Lymphdrainage, Mobilisation, Atemtherapie und Massagen Anwendung, selten Medizinische Trainingstherapie (MTT).

Die Physiotherapie ist auf 85% der Palliativstationen in das Team integriert (vs. 17% der Hospize und 8% der SAPV-Dienste). Ein physiotherapeutisches Überleitungsmanagement ist bisher kaum etabliert. Vor allem in der SAPV kann der Therapiebedarf oft nicht erfüllt werden.

Schlussfolgerungen: Deutlich wird, dass die Physiotherapie in der Palliativversorgung einen hohen Stellenwert erlangt hat. Potenziale der MTT werden bislang noch wenig genutzt. Optimierungsbedarf besteht besonders auf den Ebenen des Überleitungsmanagements und der Bedarfsdeckung in der SAPV.

*Förderung: Jackstädt-Stiftung