Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB115
DOI: 10.1055/s-0034-1374322

Erfahrungen von österreichischen Pflegepersonen im Umgang mit der Patientenverfügung und ihre Einstellungen zur Euthanasie

P Heindl 1, S Ruppert 2, V Kozon 3
  • 1Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien – Medizinischer Universitätscampus, KIM III, Abteilung für Gastroentero- und Hepatologie, ICU 13H1/Abteilung Organisationsentwicklung, Wien, Österreich
  • 2Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien – Medizinischer Universitätscampus, Klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Wien, Österreich
  • 3Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien – Medizinischer Universitätscampus, PDR-POE Klinische Pflegewissenschaft, Wien, Österreich

Seit 2006 gibt es in Österreich ein Gesetz zur Patientenverfügung. Es liegen jedoch noch keine Forschungsberichte über Erfahrungen von Pflegepersonen im Umgang damit vor. Auch zur Thematik aktive Sterbehilfe gibt es bisher kaum Daten, die die Einstellungen von Pflegepersonen zur Euthanasie nach dem Vorbild der Niederlande darstellen.

Es wurde ein deskriptiv-exploratives Querschnittdesign angewendet. Die Datenerfassung erfolgte mittels Fragebogen, der an insgesamt 341 diplomierte Pflegepersonen, die an Stationen aus den Bereichen Onkologie, Palliative Care, Kardiologie, Hämatologie, plastische Chirurgie und Notfallmedizin tätig sind, verteilt wurde. Ein positives Votum der Ethikkommission der Medizinischen Universität Wien lag vor. Die Rücklaufquote betrug 51,6%.

64,2% der Pflegepersonen fühlen sich nicht ausreichend über die Patientenverfügung und die Rechtslage informiert. 44,9% der Pflegepersonen geben an, dass auf ihrer Station „nie“ standardmäßig in den Patientenunterlagen nach einer Patientenverfügung gesucht wird. Die Pflegepersonen werden vor allem von den Angehörigen (25,6%) und ÄrztInnen (35,2%) über eine Patientenverfügung informiert. 45,5% der Pflegepersonen „weiß nicht“, ob die Patientenverfügung berücksichtigt wird. Konflikte, die genannt werden, sind Unsicherheiten bezüglich der Gültigkeit, unterschiedliche inhaltliche Interpretationen.

Die Frage "Sollte in Österreich aktive Euthanasie nach dem Vorbild der Niederlande möglich sein?" wird von 25,6% der Pflegepersonen mit „ja“ beantwortet und von 43,2% mit „nur in besonderen Fällen“. Als Begründung werden unerträgliches Leiden, keine Aussicht auf Verbesserung, Wunsch der PatientInnen, ernsthaftes Verlangen und Bewusstseinszustand angegeben.

Die Ergebnisse zur Patientenverfügung weisen auf Unsicherheit und nicht strukturiertes Vorgehen im Umgang mit einer Patientenverfügung hin. Die Ergebnisse betreffend einer Straffreiheit der Euthanasie liegen im internationalen Trend.