Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB105
DOI: 10.1055/s-0034-1374312

Suizid- und Sterbewünsche bei Patienten mit atypischen Parkinsonerkrankungen

E Butzhammer 1, G Nübling 1, C Bausewein 1, S Lorenzl 1
  • 1LMU München, Klinik für Palliativmedizin, München, Deutschland

Ziele: Die Prävalenz von Suizid- und Todeswünschen bei Patienten mit atypischen Parkinsonsyndromen, der progressiven supranukleären Blickparese (PSP), der multiplen Systematrophie (MSA) und der corticobasalen Degeneration (CBD) sind unbekannt. Ziel der Studie ist, die Prävalenz von Suizid- und Todeswünschen bei diesen Patienten zu bestimmen und Korrelate für den Wunsch nach assistiertem Suizid zu identifizieren.

Methoden: In der neurologischen Ambulanz in Großhadern wurden zwischen 04/2013 und 08/2013 37 Patienten mit PSP, MSA oder CBD befragt. Verwendet wurden Columbia suicidal severity rating scale (C-SSRS), PSP-Rating scale (PSP-RS), HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale), Idler Index of Religiosity, PSP-quality of life und Schedule for Meaning in Life (SMiLE). Außerdem wurden die Akten der Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas von 2006 bis 2012 auf Patienten mit Morbus Parkinson und atypischem Parkinson durchgesehen.

Ergebnisse: Es berichteten 24% der Patienten von Todeswünschen, weitere 14% von Suizidgedanken und eine Person von einem Suizidversuch. Todeswünsche waren bei Frauen häufiger (7 vs. 2), Suizidgedanken bei Männern (4 vs. 1). Beides ging einher mit höheren Depressionswerten. Der durchschnittliche PSP-RS-Wert für die Erkrankungsschwere war 61 bei Todeswunsch, 50 bei Suizidgedanken. Wenn beides nicht bestand, lag der Durchschnittswert bei 46.

Die retrospektive Analyse bei Dignitas zeigte, dass 54% der Patienten einen Partner hatten, 44% Angehörige einer Religionsgemeinschaft waren und nur 18% im Pflegeheim lebten.

Zusammenfassung: Todeswünsche und Suizidgedanken bei Patienten mit atypischen Parkinsonsyndromen sind häufiger in frühen Krankheitsstadien und bei Patienten mit Depression.

Möglicherweise sind krankheitsbedingte Einschränkungen ohne Aussicht auf Besserung und die Belastung der Angehörigen durch die Hilfsbedürftigkeit der Patienten die wesentlichen Gründe für den Sterbewunsch, wie die retrospektive Aktenanalyse bei Dignitas nahelegt.