Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB100
DOI: 10.1055/s-0034-1374307

„Gutes Sterben“ – Vergleich der Ergebnisse einer quantitativen japanischen Bevölkerungsstudie mit einem deutschen Kollektiv Freiburger Medizinstudenten (n = 500)

U Stößel 1, D Philipp 1, C Meffert 2, M Körner 1, H Baumeister 1, G Becker 2
  • 1Universität Freiburg, Medizinische Psychologie&Medizinische Soziologie, Freiburg, Deutschland
  • 2Klinik für Palliativmedizin Palliativmedizin, UK Freiburg, Freiburg, Deutschland

Sterben und Tod sind wie kaum ein anderes Thema in so vielfältiger Weise in das Spannungsfeld von Medizin, Mensch und Gesellschaft verwoben, dass es mittlerweile einen prominenten Platz in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung darüber gefunden hat, wie Menschen sterben möchten.

Vor diesem Hintergrund ermittelten wir in einer schriftlichen Befragung, welche Einstellungen und Haltungen Medizinstudenten als angehende Ärztinnen und Ärzte zu dieser Problematik aufweisen. Zu diesem Zweck hat unsere Projektgruppe einen in einer bevölkerungsweiten Befragung in Japan1 eingesetzten Fragebogen aus dem Englischen übersetzt und bei einem Kollektiv von 500 Medizinstudenten unterschiedlicher Semester in Freiburg eingesetzt. Der Fragebogen wurde deskriptiv-explorativ ausgewertet sowie hinsichtlich seiner psychometrischen Eigenschaften überprüft.

Es werden faktorenanalytisch gewonnene Vergleichsergebnisse zur Bildung von Dimensionen des guten Sterbens ebenso vorgestellt wie auch Bezüge zu Erhebungen in der deutschen Bevölkerung (etwa durch den Deutschen Hospiz- und Palliativverband) hergestellt. Während in der japanischen Untersuchung 18 Dimensionen eines guten Sterbens gebildet werden konnten, ergaben sich im Kollektiv der Freiburger Medizinstudenten lediglich 9 Dimensionen: Familie und Freunde, psychisches Wohlbefinden, Kontrolle über das eigene Sterben, Vertrauen in das medizinische Personal, religiöses und spirituelles Wohlbefinden, angenehme Umgebung, anderen keine Last sein, konsistente und sichere Betreuung und gegen die Krankheit anzukämpfen.

Auch wenn dieses Erhebungsinstrument primär auf den Sterbeprozess von Krebspatienten in Japan bezogen war, sind die Fragen aus unserer Sicht geeignet, grundsätzliche Einstellungen zu einem ‚guten Sterben' zu messen.

Die Ergebnisse sollen auch in kulturvergleichender Perspektive dahingehend diskutiert werden, inwieweit sie spezifische palliative Versorgungserfordernisse für ein gutes Sterben ableitbar machen.