Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB97
DOI: 10.1055/s-0034-1374304

Demoralisierung, Hoffnungslosigkeit, Depression und Angst bei unheilbar kranken Krebspatienten auf einer Palliativstation

A Kamphausen 1, S Vehling 2, A Mehnert 2, 3, S Hroch 4, C Hlawatsch 4, C Bokemeyer 4, C Zöllner 1, K Oechsle 4
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Anästhesiologie, Hamburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Leipzig, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik für Onkologie und Hämatologie, Bereich Palliativmedizin, Hamburg, Deutschland

Fragestellung: Prospektive Untersuchung von Demoralisierung (Verlust an Lebenssinn), Hoffnungslosigkeit, Depression und Angst unter Berücksichtigung von soziodemographischen und erkrankungsspezifischen Faktoren.

Methodik: Fragebogenanalyse bei 55 Krebspatienten ≤48h nach Aufnahme auf die Palliativstation mittels folgenden validierten Instrumenten: „Demoralisierungsskala“, „Skalen zur Erfassung von Hoffnungslosigkeit“ (H-Skalen), „General Anxiety Disorder-Scale“ und „Patient Health Questionnaire“ (PHQ-9).

Ergebnisse: Die Demoralisierung war leicht bei 40%, moderat bei 44% und schwer 16%. Angst und Depression lagen in milder/moderater/schwerer Form bei 20% und 24%/9% und 38%/2% und 29% vor. Die mittleren Werte für Demoralisierung/Hoffnungslosigkeit/Depression/Angst betrugen 61 (SD 17,8)/25 (SD 14,5)/12 (SD 12,5)/4 (SD 3,0). Patienten mit moderater oder schwerer Depression zeigten zu 70%, Patienten mit Angst zu 100% auch eine höhergradige Demoralisierung. Die Demoralisierung korrelierte signifikant mit Angst (p < 0,001) und Depression (p = 0,031), Hoffnungslosigkeit dagegen nur mit der Angst (p = 0,040). Angst und Depression waren signifikant geringer bei in Partnerschaft lebenden Patienten (p = 0,002; 0,003). Alter, Geschlecht, Bildungsstand oder Religionszugehörigkeit zeigten aber keinen signifikanten Einfluss. Die Demoralisierung war signifikant höher bei Patienten mit progredientem Tumor (p = 0,008), nicht aber Angst, Depression oder Hoffnungslosigkeit. Weitere krankheitsspezifische Faktoren, der Zeitpunkt seit der Aufklärung und die eigene Einschätzung der Lebenserwartung zeigten keinen Einfluss.

Schlussfolgerung: Patienten auf Palliativstation sind häufig von Depression, Angst, Demoralisierung und Hoffnungslosigkeit betroffen. Während Demoralisierung mit Angst und Depression assoziiert ist, ist Hoffnungslosigkeit stärker mit Angst allein korreliert. Das Auftreten dieser psychischen Symptome wird nur von wenigen äußeren Faktoren beeinflusst.