Fragestellung: Prospektive Untersuchung von Demoralisierung (Verlust an Lebenssinn), Hoffnungslosigkeit,
Depression und Angst unter Berücksichtigung von soziodemographischen und erkrankungsspezifischen
Faktoren.
Methodik: Fragebogenanalyse bei 55 Krebspatienten ≤48h nach Aufnahme auf die Palliativstation
mittels folgenden validierten Instrumenten: „Demoralisierungsskala“, „Skalen zur Erfassung
von Hoffnungslosigkeit“ (H-Skalen), „General Anxiety Disorder-Scale“ und „Patient
Health Questionnaire“ (PHQ-9).
Ergebnisse: Die Demoralisierung war leicht bei 40%, moderat bei 44% und schwer 16%. Angst und
Depression lagen in milder/moderater/schwerer Form bei 20% und 24%/9% und 38%/2% und
29% vor. Die mittleren Werte für Demoralisierung/Hoffnungslosigkeit/Depression/Angst
betrugen 61 (SD 17,8)/25 (SD 14,5)/12 (SD 12,5)/4 (SD 3,0). Patienten mit moderater
oder schwerer Depression zeigten zu 70%, Patienten mit Angst zu 100% auch eine höhergradige
Demoralisierung. Die Demoralisierung korrelierte signifikant mit Angst (p < 0,001)
und Depression (p = 0,031), Hoffnungslosigkeit dagegen nur mit der Angst (p = 0,040).
Angst und Depression waren signifikant geringer bei in Partnerschaft lebenden Patienten
(p = 0,002; 0,003). Alter, Geschlecht, Bildungsstand oder Religionszugehörigkeit zeigten
aber keinen signifikanten Einfluss. Die Demoralisierung war signifikant höher bei
Patienten mit progredientem Tumor (p = 0,008), nicht aber Angst, Depression oder Hoffnungslosigkeit.
Weitere krankheitsspezifische Faktoren, der Zeitpunkt seit der Aufklärung und die
eigene Einschätzung der Lebenserwartung zeigten keinen Einfluss.
Schlussfolgerung: Patienten auf Palliativstation sind häufig von Depression, Angst, Demoralisierung
und Hoffnungslosigkeit betroffen. Während Demoralisierung mit Angst und Depression
assoziiert ist, ist Hoffnungslosigkeit stärker mit Angst allein korreliert. Das Auftreten
dieser psychischen Symptome wird nur von wenigen äußeren Faktoren beeinflusst.