Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB93
DOI: 10.1055/s-0034-1374300

Interkulturelle Herausforderungen auf Palliativstationen in Deutschland

L Eidmann 1, C Meffert 1, K Seibel 1, G Becker 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland

Fragestellung: Der kulturelle Hintergrund eines Menschen beeinflusst sein Verständnis von Gesundheit und Krankheit und prägt das individuelle Konzept eines würdevollen Todes. Angesichts der knapp 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland und der fortschreitenden globalen Mobilität wird zunehmend auch in der palliativmedizinischen Versorgung interkulturelle Kompetenz gefordert sein. Um für diese Herausforderung gerüstet zu sein, ist die Entwicklung adäquater Betreuungskonzepte nötig. Hierfür müssen die besonderen Charakteristika von interkultureller End-of-Life Care bekannt sein. Die vorliegende Studie analysiert die aktuellen Herausforderungen im interkulturellen Umgang mit Palliativpatienten aus Sicht der Pflegenden.

Methodik: Der Studie liegt ein Mixed-Method Design zugrunde. Anhand 6 semi-strukturierter Interviews mit Pflegenden dreier Palliativstationen wurde das Feld zunächst thematisch exploriert und darauf basierend Fragebogenitems für eine quantitative Erhebung entwickelt. Der Fragebogen wurde an eine repräsentative Stichprobe von 52 Palliativstationen deutschlandweit versendet und von 337 Pflegenden auf 47 Palliativstationen beantwortet.

Ergebnisse: 93% der Pflegenden hatte bereits Kontakt mit Patienten mit anderem kulturellen Hintergrund und 80% berichteten über Schwierigkeiten im Umgang mit diesen Patienten. 17% gaben an, auf den Umgang mit Patienten aus anderen Kulturen nicht vorbereitet zu sein und 67% wünschten sich diesbezüglich eine bessere Vorbereitung. Angebote wie bei Bedarf zur Verfügung stehende Dolmetscher oder Informationsmaterial in anderen Sprachen wurden als Optimierungsmöglichkeiten genannt.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen ein hohes Problembewusstsein der Pflegenden im Hinblick auf den Umgang mit Patienten mit anderem kulturellen Hintergrund und einen Bedarf an Unterstützung. Das Angebot von Weiterbildungen zum Thema und die Entwicklung transkultureller Versorgungskonzepte könnten mögliche Lösungsansätze sein.