Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB85
DOI: 10.1055/s-0034-1374292

Atemnot, Funktionsstatus, Belastungsgrad und Palliativbedürfnisse bei Patienten mit fortgeschrittener COPD oder Lungenkrebs im Zeitverlauf: Ergebnisse einer Kohortenstudie

V Weingärtner 1, 2, C Scheve 2, V Gerdes 2, M Schwarz-Eywill 3, R Prenzel 4, C Bausewein 2, 5, IJ Higginson 6, R Voltz 1, L Herich 7 ST Simon 1, 2 im Namen des PAALiativ Konsortiums
  • 1Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Klinisches Studienzentrum Palliativmedizin (BMBF 01KN1106) und Centrum für Integrierte Onkologie Köln Bonn (CIO), Köln, Deutschland
  • 2Institut für Palliative Care (ipac) e.V., Oldenburg, Deutschland
  • 3Evangelisches Krankenhaus Oldenburg, Palliativstation, Oldenburg, Deutschland
  • 4Pius-Hospital Oldenburg, Klinik für Innere Medizin, Oldenburg, Deutschland
  • 5Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
  • 6King's College London, Cicely Saunders Institute, Department of Palliative Care, Policy and Rehabilitation – WHO collaborating centre for palliative care and older people, London, Vereinigtes Königreich
  • 7Universität zu Köln, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie (IMSIE), Köln, Deutschland

Fragestellung: Refraktäre Atemnot ist ein komplexes Symptom bei fortgeschrittenen Erkrankungen. Kenntnis über ihr Verlaufsmuster und Auswirkungen sind erforderlich um die Versorgung und Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Das Ziel dieser Studie war, den Verlauf von Atemnot, Funktionsstatus, Belastungsgrad und Palliativbedürfnissen (PB) bei Patienten mit fortgeschrittener Chronisch Obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder Lungenkrebs (LK) zu beschreiben.

Methoden: In dieser Kohortenstudie mit COPD (Stadium III/IV) und LK Patienten wurden folgende Endpunkte durch bis zu 12 monatliche Telefoninterviews erhoben: Atemnotintensität (modifizierte BORG Skala, 0 – 10), Funktionsstatus (Karnofsky), Belastungsgrad (Distress Thermometer) und PB (Palliative Care Outcome Scale). Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet und zwischen den Krankheitsgruppen verglichen (im Studienverlauf und ab dem Todeszeitpunkt für Verstorbene). Zusammenhänge zwischen Atemnot und den übrigen Endpunkten wurde mittels Korrelationskoeffizienten untersucht.

Ergebnisse: 82 (50 COPD, 32 LC) Patienten, Durchschnittsalter 67,2 (SD = 7,8), 36% weiblich, wurden eingeschlossen (verstorben: 8 COPD, 23 LK). COPD Patienten beschrieben konstant eine höhere Atemnotintensität und Belastung bei niedrigerem Funktionsstatus im Zeitverlauf als LK Patienten. Die PB waren vergleichbar. Bei verstorbenen LK Patienten stiegen die Atemnotintensität, PB und der Belastungsrad vor dem Tod an und der Funktionsstatus sank. Atemnot war negativ mit dem Funktionsstatus korreliert (COPD -0,20, p = 0,012; LC -0,277, p = 0,029) und bei COPD Patienten zudem positiv mit PB (0,343, p < 0,001).

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit fortgeschrittener COPD bestehen vergleichbare PB wie bei LK Patienten, zugleich stärkere Symptombelastung und Funktionseinbußen. Um der Symptombelastung und PB bei COPD Patienten gerecht zu werden, bedarf es einer verbesserten, bedürfnisorientierten Palliativversorgung auch für diese nicht-onkologische Patientengruppe.