Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PA41
DOI: 10.1055/s-0034-1374266

Pflegende in der Altenhilfe – Arbeitszufriedenheit und verantwortungsvoller Umgang mit knappen personellen Ressourcen am Beispiel ethischer Konflikte in der täglichen Arbeit

H Günther 1, G Matzat 2
  • 1Universitätsklinikum 'Carl Gustav Carus', UniversitätsPalliativCentrum, Dresden, Deutschland
  • 2Krankenhaus St.Joseph-Stift, Fachabteilung für Onkologie, Geriatrie und Palliativmedizin, Dresden, Deutschland

Fragestellung: Mit dem “Grundsatzpapier zur Entwicklung von Hospizkultur und Palliativversorgung in stationären Einrichtungen der Altenhilfe“ wurde palliativmedizinisches Handeln für eine demographisch bedeutende Zielgruppe ausdrücklich thematisiert. Allerdings fehlen Konzepte, die ständig zunehmenden personellen Defizite in der Pflege flächendeckend abzubauen.

Methodik: Es soll das Postulat untersucht werden, dass Pflegeressourcen unter den aktuellen Rahmenbedingungen in erheblichem Umfang ineffektiv gebunden werden. Neben der Zeit für Dokumentation ist die Belastung der Pflegenden durch ethisch relevante Konfliktsituationen zu berücksichtigen, die sich bei Ablehnung von Flüssigkeits- und Kalorienzufuhr von Bewohnern aufgrund der Qualitätsindikatoren des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) ergeben können. Mittels halbstrukturierter Interviews mit Pflegenden (n = 60) in einer Einrichtung der Altenhilfe wird dies hinsichtlich der Auswirkungen auf Berufszufriedenheit, Zeitmanagement u.a. untersucht.

Ergebnis: Die Interviewergebnisse werden dargestellt und hinsichtlich der verschiedenen Items analysiert. Anhand der in der Modelleinrichtung untersuchten Ergebnisse wird auf die flächendeckende Dimension geschlossen und dargestellt, ob bzw. in welchem Ausmaß das o.g. Postulat zutrifft.

Schlussfolgerung: Die Palliativmedizin sollte sich mehr mit der flächendeckenden Realität im Arbeitsalltag von Pflegenden in der Altenhilfe beschäftigen. Ein realistisches Pflegeziel ist Voraussetzung für einen konfliktarmen Arbeitsalltag der Pflegenden. Dabei darf auch die (Teil-) ablehnung von Flüssigkeits- und Kalorienaufnahme insbesondere von hochbetagten multimorbiden Bewohnern, ggf. bis hin zum Wunsch nach natürlichem Sterben nicht verdrängt werden, sondern sollte thematisiert und kompetent kommuniziert werden. Ein Dialog zwischen Palliativmedizin und MDK könnte dazu beitragen, die knappen Pflegeressourcen effektiver für palliativmedizinisches Handeln zu nutzen.