Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PA37
DOI: 10.1055/s-0034-1374262

Futility management – eine Aufgabe für die SAPV?

A Rieger 1
  • 1Praxis für Allgemein-und Palliativmedizin, Berlin, Deutschland

In einem Pflegeheim werden innerhalb eines Jahres drei Patienten eines Wachkomabereiches einem SAPV Arzt zur Übernahme überwiesen. Dieser soll die Umsetzung der Patientenverfügung begleiten, die Verantwortung und Führung bei der Einstellung der lebenserhaltenden Maßnahmen übernehmen und ein symptomfreies Sterben sicherstellen. Der behandelnde Hausarzt fühlt sich mit der Umsetzung der Aufgabe überfordert und befürwortet die Einbeziehung des Palliativmediziners. Die ersten beiden Fälle beinhalten kein Konfliktpotenzial, sind gut dokumentiert und bedeuten für die Angehörigen nach monatelangen Zweifeln und Diskussionen mit dem alten Behandlungsteam eine große Erleichterung und Erlösung. Der dritte Fall stellt sich komplizierter dar, da zwischen der Ehefrau des Wachkomapatienten und dem Pflegeteam ein tiefer Konflikt besteht, der zur Verhärtung der unterschiedlichen Ansichten über das Recht zu sterben geführt hat. Es gelingt dem Palliativmediziner im Verlauf beide Parteien durch Fallbesprechungen und Einzelgespräche aufeinander zu zu bewegen und für beide Seiten einen guten Kompromiss zu finden, der es dem Patienten ermöglicht in Würde und in einem konfliktarmen Umfeld zu versterben.

Die Hauptaufgabe der SAPV in den drei Fällen war es, dem Pflegeteam Grundprinzipien von ethischer Entscheidungsfindung und rechtlicher Grundlage zu vermitteln, Krisenintervention im Konfliktfall durchzuführen, sowie Einzelgespräche mit den Betroffenen zu führen, die ihren moralischen und religiösen Bedenken Raum geben konnten. Nebenbei fühlte sich der behandelnde Palliativmediziner in seiner Rolle als "Sterbehelfer" unwohl und in seinem eigentlichen Arbeitsfeld nicht erkannt.