Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PA13
DOI: 10.1055/s-0034-1374238

„Meistens wünsche ich den Menschen dann eine gute Reise“

S Ruppert 1
  • 1Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien – Medizinischer Universitätscampus, Klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Wien, Österreich

In die Entwicklung der Euthanasiepraxis in den Niederlanden wurde die Pflege als Profession kaum miteinbezogen, obwohl sie in der Praxis eine wichtige Rolle spielt. Ziel der Dissertation ist eine umfassende Darstellung der aktuellen Euthanasiepraxis aus der Sicht der Pflegepersonen. Dabei sind folgende Fragen relevant:

  • Wie erleben niederländische Pflegepersonen die Euthanasiepraxis?

  • Was sind ihre Aufgaben vor, während und nach der Durchführung der Euthanasie?

  • Wie gehen sie mit der emotionellen Belastung um?

  • Wie ist Ihre Meinung zu den Forderungen der Berufsverbände?

  • Wie sehen sie die Kritikpunkte an der Euthanasiepraxis?

  • Welche Meinung vertreten sie hinsichtlich der Forderung nach Euthanasie für vulnerable Personengruppen?

  • Wie definieren sie Palliative Care und in welchem Bezug zur Euthanasie sehen sie diese?

Die Daten wurden mittels halbstandardisierten Interviews mit 23 niederländischen Pflegepersonen und Expertinnen erhoben. Die Interviews wurden in Niederländisch geführt und im ersten Auswertungsschritt teilweise übersetzt ins Deutsche. Die Datenauswertung erfolgte mittels der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring.

Die Pflegepersonen übernehmen in der Praxis verantwortungsvolle Aufgaben im gesamten Euthanasieprozess. Die Erzählungen der Pflegepersonen zeigen, dass Euthanasie in den Niederlanden trotz der nun schon zehnjährigen Praxis noch immer eine Ausnahmesituation ist und bei allen Beteiligten einen tiefen Eindruck hinterlässt. Meist entwickeln sich informelle Rituale, um mit den Emotionen umgehen zu können. Zu den Forderungen der Berufsverbände stehen sie zwiespältig. Die Kritikpunkte an der Euthanasiepraxis können sie aufgrund ihrer Erfahrungen meist nicht nachvollziehen. Einer Erweiterung der Euthanasie auf vulnerable Personengruppen stehen die Pflegepersonen eher negativ gegenüber. Die Pflegepersonen haben eine umfassende Sicht von Palliative Care und sehen Euthanasie als Teil davon, palliative Sedierung jedoch nicht als Ersatz für Euthanasie.