Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V124
DOI: 10.1055/s-0034-1374187

Gespräche mit sterbenden Menschen und deren Angehörigen – erfahrungsbasierte Einstellungsänderungen junger Menschen zum Lebensende

C Schulz 1, 2, C Dunger 3, 4, MW Schnell 3, 4
  • 1Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Dana-Farber Cancer Institute, Department of Psychosocial Oncology & Palliative Care, Harvard Medical School, Boston, Vereinigte Staaten von Amerika
  • 3Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • 4Institut für Ethik und Kommunikation im Gesundheitswesen, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland

Fragestellung: Die Begleitforschung zum Diskursprojekt „30 junge Menschen sprechen mit sterbenden Menschen und deren Angehörigen“ geht der Frage nach, ob und wie sich die Einstellung junger Menschen zum Lebensende durch Gespräche mit sterbenden Menschen und deren Angehörigen verändert. Dazu wurden acht der 30 jungen Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen ausgewählt und sowohl vor, als auch nach ihrem Gespräch interviewt. Alle Interviews wurden aufgenommen und verschriftlicht.

Methode: Nach der qualitativen Auswertung mittels einer zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach Mayring, wurden die Daten weiter bearbeitet. Zunächst erfolgte eine an die Auswertung anschließende Typenbildung, d.h. die Teilnehmer wurden je nach Merkmalsausprägungen verschiedenen Typen zugeordnet. Weiterhin wurden die konkreten Veränderungen der Einstellung vor und nach dem Gespräch erfasst und grafisch umgesetzt.

Ergebnis: Grundsätzlich ist eine größere Offenheit gegenüber dem Thema, wie der Kommunikation darüber zu beobachten. Auch eine größere Anerkennung der Möglichkeit des eigenen Todes, wie des Verlustes Angehöriger durch Tod wird beschrieben. Vor allem unerfahrene Teilnehmer, konnten Ihre Einstellung zu Tod und Sterben durch die Erfahrung reflektieren und ändern. Aber auch Teilnehmer, die bereits berufliche Erfahrungen mit Sterben und Tod hatten, sprechen von einer veränderten perspektive, die praktische Auswirkungen im beruflichen Kontext hat.

Schlussfolgerung: Die Änderung relevanter Einstellungsaspekte vor und nach einem Gespräch mit einem sterbenden Menschen, d.h. die Veränderung der induktiv und deduktiv gewonnenen Kategorien werden dargestellt und anhand einiger Teilnehmerbeispiele aufgezeigt.

Die Begleitforschung beschreibt somit die Auswirkungen des Diskursprojektes und bietet einen Ansatz zur grundsätzlichen Diskussion über die Haltung junger Menschen zu Tod und Sterben, wie zu der Möglichkeit Haltungen über erfahrungsbasiertes Wissen zu beeinflussen.