Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V123
DOI: 10.1055/s-0034-1374186

„Und was schreibst du da jetzt auf?“ – Die Methode der teilnehmenden Beobachtungen und ihre ethisch-rechtlichen Herausforderungen

C Dunger 1, 2, C Bausewein 3, MW Schnell 1, 2
  • 1Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • 2Institut für Ethik und Kommunikation im Gesundheitswesen, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • 3Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Universität München Campus Großhadern, München, Deutschland

Hintergrund: Teilnehmende Beobachtungen (TB) bergen einen methodischen Widerspruch in sich, der weder zu übersehen, noch zu umgehen ist. Die Gestaltung einer Beobachtung bedeutet immer, dass der Beobachtende (zumindest intermittierend) auch Teilnehmer am Geschehen, am Alltag des Beobachteten ist. Andererseits ergeben sich in der Durchführung TB forschungsethische und rechtliche Fragen. Sie betreffen sowohl den beschriebenen Rollenkonflikt, als auch den Zugang zum Beobachtungsfeld, der hergestellt und gehalten werden muss. Ziel des Beitrags ist die Beschreibung und Diskussion relevanter forschungsethischer und rechtlicher Aspekte im Rahmen der TB, die sich auf

  • konkrete Beobachtungssituationen,

  • den wichtigen Vertrauensaufbau zu Teilnehmern,

  • aber auch auf den Kontakt zu und in Institutionen beziehen.

Ausgangspunkt der Betrachtungen ist eine Reflexive Grounded Theory Studie zur Entscheidungsfindung von professionell Pflegenden bei Patienten mit schwerer Atemnot, in der TB in Einrichtungen der Versorgung am Lebensende durchgeführt werden.

Methode: Mögliche Probleme und ihre Lösungswege werden anhand von Beobachtungsprotokollen, Memos und dem Forschungstagebuch der Forschenden verdeutlicht. Sie werden ausgewertet und in den Kontext der rechtlichen Gegebenheiten und theoretischen Grundlagen gestellt.

Ergebnisse: Grundsätzliche datenschutzrechtlich und forschungsethisch relevante institutionelle wie organisatorische Herausforderungen stellen wesentliche Aspekte im Rekrutierungsprozess dar. Sie müssen bereits bei der Planung des Zugangs berücksichtigt werden. Die Auszüge aus den Beobachtungsprotokollen beschreiben zudem direkte und versteckte Rollenkonflikte des Forschers innerhalb einzelner Beobachtungssituationen und den Beziehungsaufbau zu den Teilnehmern. So wird auch der Weg des „heimisch Werdens im Feld“ skizziert, der nicht mit dem Erlangen des formalen Zugangs abgeschlossen ist.