Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V120
DOI: 10.1055/s-0034-1374183

Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen in stationären Hospizen

N Lexa 1
  • 1Stiftung Juliusspital, Würzburg, Deutschland

Freiheitentziehende Maßnahmen (FeM) in stationären Hospizen sind schwerwiegende Eingriffe in die Grundrechte des Betroffenen mit einschneidenden Auswirkungen auf Würde, Lebensqualität und Gesundheit der uns anvertrauten Personen. Die Gesamtzahl gerichtlicher Genehmigungen für freiheitsentziehende Maßnahmen hat sich in den letzten ca. zehn Jahren fast verdoppelt (2000: 52.562; 2010: 98119), wenngleich durch pflegewissenschaftliche Studien das Gegenteil bewiesen worden ist.

Oftmals liegen diesem Verhalten überzogene Haftungsängste zugrunde. Aus diesem Dilemma heraus ist die Initiative des Werdenfelser Wegs entstanden. Durch eine verbesserte Kommunikation zwischen allen Beteiligten und einer gemeinsamen Haftungsübernahme können freiheitsentziehende Maßnahmen wesentlich reduziert werden. Anfangs hat die Initiative in Pflegeeinrichtungen begonnen. Letztendlich sind Einrichtungen, wo Menschen längere Zeit leben mit der Frage von FeM's konfrontiert. Also, auch stationäre Hospize – Orte, die den Betroffenen Lebensqualität zusichern. Lebensqualität bedeutet Autonomie und Freiheit. Daher werden speziell ausgebildete Verfahrenspfleger, die speziell juristisch fortgebildet sind als pflegeerfahrener Fürsprecher – quasi als Sprachrohr – für die Betroffenen eingesetzt. Ziel ist es nach Möglichkeit die beantragten FeM's zu vermeiden und stattdessen alternative Maßnahmen zu finden. Diese sind oftmals wie Vieles im palliativen Kontext ungewöhnlich. Der Verfahrenspfleger ist quasi "Anwalt" bzw, Interessenvertreter der Betroffenen und sucht gemeinsam mit den Betreuern und Pflegekräften vor Ort nach einer guten Lösung. Die Zahl von Sturzverletzungen nimmt durch weniger FeM's nicht zu. Betroffene bleiben länger mobil, Inkontinenz verzögert sich, Dekubiti und Kontrakturen verzögern sich. Das aktive Leben der Betroffenen bleibt so länger erhalten und wird gefördert. Im Sinne der Palliative Care können so Betroffene ihren letzten Lebensabschnitt mit Lebensqualität und in Würde wahrnehmen.