Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V95
DOI: 10.1055/s-0034-1374158

Die Diversitätserfahrung am Lebensende – Eine qualitative Studie über das Erleben von Palliativpatienten in der Begegnung mit den überlebenden Begleitern in Bezug auf ihre eigene Sterblichkeitswahrnehmung

B Paul 1, 2, MW Schnell 2, 3, C Schulz 1
  • 1Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Universität Witten/Herdecke, Institut für Ethik und Kommunikation im Gesundheitswesen (IEKG), Witten, Deutschland
  • 3Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten, Deutschland

Fragestellung: Als Diversitätserfahrung wird in der Existenzphilosophie die Konfrontation des Menschen mit seiner eigenen Endlichkeit bezeichnet. In der Palliative Care wird dieses Phänomen auf den Patienten bezogen, der durch seine Situation in seinem existentiellen Erleben vom Behandlungsteam isoliert wird; der Sterbende ist mit der Tatsächlichkeit seiner Endlichkeit konfrontiert, der Begleitende wird (zunächst) überleben. Schnell und Schulz schließen, dass diese Diversität die Beziehungsdynamik in der Palliative Care grundsätzlich strukturiert. In diesem qualitativen Forschungsprojekt soll die Erlebenswelt von Palliativpatienten in der Begegnung mit ihren überlebenden Begleitern vor diesem Hintergrund untersucht werden. Die Forschungsfrage lautet: Wie erleben und beschreiben Palliativpatienten die Begegnung mit professionellen Begleitern am Lebensende?

Methodik: Der Ansatz verfolgt in seiner Grundanahme einen konstruktivistische Epistemologie. Um das Phänomen der Diversität am Lebensende erkunden zu können werden in einem phänomenologischen Ansatz semi- strukturierte Tiefeninterviews mit Palliativpatienten geführt. In unserem Ansatz verwenden wir einen orientierenden Interviewleitfaden, sowie speziell entwickelten Fallvignetten. Die Interviews werden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring deduktiv ausgewertet (2).

Diskussion: Ein theoriegeleitetes Konstrukt des Phänomens der Diversität am Lebensende existiert, jedoch bleibt die Frage nach dessen Zutagetreten in der gelebten Wirklichkeit offen. Wie wird dieses philosophisch hergeleitete Phänomen im Erleben der wirklichen Begegnung auf einer Palliativstation von Patienten artikuliert und bewertet? Lässt sich das Phänomen im Erleben von Palliativpatienten tatsächlich empirisch nachweisen? Das Ziel dieser qualitativen Forschungsarbeit ist es das Phänomen der Diversitätserfahrung aus dem subjektiven Erleben von Patienten heraus, zu verstehen und darzustellen.