Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V73
DOI: 10.1055/s-0034-1374136

Kann eine gute ArzneiMittelTherapieSicherheit bei Patienten in Einrichtungen der Langzeitpflege (AMTS-AMPEL) erzielt werden?

M Redaelli 1, A Altiner 2, S Bernard 3, F Böhmer 2, B Drewelow 4, K Ertzinger 2, U Jähde 5, M Kulick 5, S Nehls 4, S Pietzyk 3, S Wilm 1, A Wollny 2, P Thürmann 3
  • 1Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Universität Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • 3HELIOS Klinikum, Philipp Klee-Institut für Klinische Pharmakologie, Wuppertal, Deutschland
  • 4Universität Rostock, Zentrum für Pharmakologie und Toxikologie, Rostock, Deutschland
  • 5Universität Bonn, Pharmazeutisches Institut, Bonn, Deutschland

Hintergrund: Die Versorgung von multimorbiden Bewohner in Alten- und Pflegeheimen (AuP) mit Arzneimitteln stellt die unterschiedlichen Professionen vor große Herausforderungen. Dabei können schwere „Unerwünschte Arzneimittelereignisse“ (UAE) eintreten, die durch Sensibilisierung reduziert oder gar vermieden werden könnten. Ziel dieser Studie: UAEs zu quantifizieren und, durch berufsgruppenspezifische und multidisziplinäre Fortbildungen und Förderung der Zusammenarbeit, zu verringern.

Methodik: In dieser multizentrischen Studie mit Prä-Post-Design werden in den Bundesländern MV (eher ländlich) und NRW (eher urban) ca. 120 Hausärzte und ca. 20 Einrichtungen der AuP mit > 1.000 Bewohnern rekrutiert.

Die Gewinnung der Hausärzte (HÄ) erfolgt über Qualitätszirkel und Ärztenetze, die bereit sind, mit den von ihnen betreuten AuP gemeinsam teilzunehmen. Der primäre Endpunkt der Studie ist die 30-Tage-Inzidenz der UAE auf 100 Heimbewohnermonate. Die Erfolgsmessung wird über eine Querschnittsanalyse der zurückliegenden Monate vor Eintritt in die Studie (Baseline) und 6 (Wirksamkeit) bzw. 12 Monate (Nachhaltigkeit) nach Intervention durchgeführt.

Die interdisziplinäre edukative Intervention richtet sich an AMTS-Teams (Pflegepersonal und heimversorgende Apotheker) in den AuP und die versorgenden HÄ. Zur Strukturierung und Nutzung der interdisziplinären Kommunikation kommen u.a. eine AMTS-Karte, Therapiebeobachtungsbögen und UAE-spezifische Faxvorlagen zum Einsatz.

Ergebnisse: Im Vorläufer-Projekt AMTS I betrug die 30-Tagesinzidenz 7,87 UAE pro 100 Heimbewohnermonate (Bereich: 1,85 – 16,13). Knapp 60% davon wurden im Expertenkonsens als potentiell vermeidbar eingestuft. In der Interventionsstudie AMTS-AMPEL wird eine signifikante und nachhaltige Reduzierung von schweren, vermeidbaren UAE erwartet.

Schlussfolgerungen: Die multidisziplinäre Fortbildung aller an der Versorgung dieser Patienten in den AuP beteiligten Professionen sollte fester Bestandteil der Regelversorgung sein.