Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V72
DOI: 10.1055/s-0034-1374135

Regionale Unterschiede in der Verordnung mit starken Opioiden

F Hoffmann 1, G Glaeske 1
  • 1Universität Bremen, ZeS, Bremen, Deutschland

Hintergrund und Ziel: Das Stufenschema der WHO bildet mit seinen drei aufeinander aufbauenden Behandlungsebenen die Basis für eine einfache und effektive (Tumor-)Schmerztherapie. Stark wirkende Opioide (Stufe III) wurden früher offenbar eher zurückhaltend eingesetzt, jedoch hat das Verordnungsvolumen über die letzten Jahre stetig zugenommen.

Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, ob regionale Unterschiede in der Verordnung starker Opioide in der ambulant-ärztlichen Versorgung existieren.

Methoden: Wir verwendeten Routinedaten der 9,1 Mio. Versicherten der BARMER GEK aus dem Jahr 2011 und führten neben bundeslandspezifischen auch kleinräumige Analysen auf Ebene der Postleitregion (entspricht den ersten beiden Stellen der Postleitzahl) durch. Als starke Opioide wurden Morphin, Hydromorphon, Oxycodon (Mono und in Kombination mit Naloxon), Pethidin, Fentanyl, Piritramid, Levomethadon, Buprenorphin und Tapentadol berücksichtigt. Zur Messung des Verordnungsvolumens wurden definierte Tagesdosen (DDD) je 100 Versicherte verwendet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 18,9 Mio. DDD starker Opioide verordnet (durchschnittlich 208,6 DDD pro 100 Versicherte). Es fand sich ein auffälliges Nord-Süd-Gefälle mit Werten zwischen 259,5 in Niedersachsen (Mecklenburg-Vorpommern: 240,5) und 145,9 DDD pro 100 Versicherte in Baden-Württemberg (Bayern: 157,7). Zwischen den Bundesländern unterschied sich das Verordnungsvolumen maximal um den Faktor 1,8, zwischen den Postleitregionen sogar um den Faktor 3,5 (Werte zwischen 87,0 und 304,8 DDD pro 100 Versicherte).

Die Ergebnisse zeigten sich als robust, auch wenn statt dem Verordnungsvolumen die Behandlungsprävalenz (d.h. der Anteil Versicherte mit mind. einer Verordnung) verwendet oder eine Alters- und Geschlechtsstandardisierung durchgeführt wurde.

Schlussfolgerungen: Das deutliche Nord-Süd-Gefälle bei der Verordnung starker Opioide ist ein auffälliger Befund, dessen Gründe in weiteren Studien untersucht werden sollten.