Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V71
DOI: 10.1055/s-0034-1374134

Pharmakotherapie von gesetzlich und privat versicherten Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 in der Primärversorgung mit DPP-4-Inhibitoren und den GLP-1-Agonisten

G Laux 1, P Kaufmann-Kolle 2, E Bauer 2, J Szecsenyi 1, R Leutgeb 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • 2Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland

Einleitung und Hintergrund: Zur pharmakotherapeutischen Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus (DM) Typ 2 stehen neben zahlreichen, bewährten Präparaten mit den DPP-4-Inhibitoren und den GLP-1-Agonisten derzeit zwei neuere, hochpreisige Präparatgruppen zur Verfügung. Wenngleich die Evidenzlage in Bezug auf Nutzen und Risiken noch unklar ist, werden diese nicht selten verordnet. Die Verordnungshäufigkeit dieser Präparate für privat und gesetzlich versicherte Patienten war Gegenstand der Studie.

Methoden: Im primärärztlichen Forschungsregister CONTENT (CONTinuous morbidity registration Epidemiologic NeTwork) stehen neben den Verordnungen auf Kassenrezepte zusätzlich als Besonderheit alle Verordnungen für privatversicherte Patienten zur Verfügung. 6.753 Patienten aus der 5-Jahres-Kontaktgruppe (1.7.2008 – 30.06.2013), die von den an CONTENT partizipierenden Hausärzten pharmakotherapeutisch bzgl. DM Typ 2 behandelt wurden, bildeten die Grundlage für diese Studie.

Ergebnisse: Der prozentuale Anteil der verordneten Antidiabetika, die zur o.g. Gruppe gehören, lag bei den privat versicherten Patienten im Vergleich zu den gesetzlich versicherten Patienten um mehr als 50% höher (11,3 vs. 7,4; p < 0,0001). Die univariat ermittelte Signifikanz dieses Zusammenhangs (OR = 1,52; 95%-KI:[1,39;1,65]) zwischen primärer Versicherungsart des Patienten und der Verordnung eines der o.g. Präparate wurde durch eine multivariate Analyse unter Einbeziehung von Patientenalter, -geschlecht, Komorbiditäten und etwaiger Kontraindikationen bestätigt. Die Analyse wird zusätzlich unter Berücksichtigung der jeweiligen DDDs (Defined Daily Dosages) erweitert werden.

Schlussfolgerung: Exemplarisch wird gezeigt, dass neu zugelassene, hochpreisige Medikamente mit Patentschutz trotz unklarer Evidenzlage in Bezug auf Nutzen und Risiken nicht selten verordnet werden. Davon sind gesetzlich und insbesondere privat versicherte Patienten betroffen.