Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V61
DOI: 10.1055/s-0034-1374124

Validierung des „Schedule for Meaning in Life Evaluation“ in Hindi und interkultureller Vergleich von indischen und deutschen Palliativpatienten

D Kudla 1, J Kujur 2, S Tigga 2, P Tirkey 2, P Rai 2, M Fegg 1
  • 1Klinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
  • 2Jesu Ashram, Matigara, Indien

Fragestellung: Die Erfahrung von Lebenssinn ist ein zentraler protektiver Faktor in der Krankheitsbewältigung von Palliativpatienten. Bislang wurden Untersuchungen hauptsächlich im westlichen Kulturkreis (USA und Europa) durchgeführt, wenig ist hierzu aus anderen Kulturkreisen bekannt. Ziel der Studie war es, das “Schedule for Meaning in Life Evaluation” (SMiLE) in Hindi zu übersetzen, dessen Anwendbarkeit und Validität bei indischen Palliativpatienten zu überprüfen und die Ergebnisse mit vorangegangenen Studien in Deutschland zu vergleichen.

Methodik: Indische Palliativpatienten, die in „Jesu Ashram“, einem Armenhospiz in West-Bengalen behandelt wurden, nahmen an der Untersuchung teil. Im SMiLE-Interview nannten die Befragten bis zu sieben individuell sinnstiftende Bereiche und bewerteten die Zufriedenheit und Wichtigkeit mit diesen. Indices der Zufriedenheit (IoS, 0 – 100), Wichtigkeit (IoW, 0 – 100) und gewichteten Zufriedenheit (IoWS, 0 – 100) wurden berechnet.

Ergebnis: Der SMiLE wurde leitliniengemäß übersetzt. 258 Palliativpatienten nahmen an der Studie teil (response rate 93,5%). Konvergente Validität des SMiLE mit dem World Health Organization Quality of Life-BREF (r = 0,17; p = 0,008) und dem Idler Index of Religiosity (öffentliche Religiosität: r = 0,25, p < 0,001, private Religiosität: r = 0,29, p < 0,001) wurde gefunden. Der IoW war 65,8 ± 22,1, IoS = 68,6 ± 17,4 und IoWS = 70,2 ± 17,0. In multiplen Regressionsanalysen unterschied sich die indische Stichprobe nur im IoW signifikant (p < 0,001) von deutschen Palliativpatienten (n = 100, IoW: 84,8 ± 11,5, IoS: 70,2 ± 19,7, IoWS: 72,0 ± 19,4). Inder nannten im Vergleich zu Deutschen häufiger Spiritualität (p < 0,001), soziales Engagement (p < 0,001) und seltener soziale Beziehungen (p = 0,008).

Schlussfolgerung: Auch in Indien ist individuelle Lebenssinnerfahrung mit dem SMiLE erhebbar und scheint in der Krankheitsbewältigung eine Rolle zu spielen. Erste Hinweise zur Validität des Verfahrens liegen vor.