Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V46
DOI: 10.1055/s-0034-1374109

Palliative Sedierung auf einer universitären Palliativstation – eine deskriptive Analyse

A Hopprich 1, L Günther 1, R Laufenberg-Feldmann 2, U Reinholz 1, M Weber 1
  • 1Universitätsmedizin Mainz, Interdisziplinäre Einrichtung für Palliativmedizin, III. Med. Klinik, Mainz, Deutschland
  • 2Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Anästhesiologie, Interdiszipl. Einrichtung für Palliativmedizin, Mainz, Deutschland

Fragestellung: Die palliative Sedierung (pS) ist indiziert, wenn im Endstadium einer Erkrankung eine therapierefraktäre, für den Patienten nicht erträgliche Symptomatik vorliegt. Wir untersuchten die Praxis der pS auf einer universitären Palliativstation.

Methodik: In der prospektiv angelegten Studie wurden im Zeitraum eines Jahres vor Beginn jeder pS folgende Daten dokumentiert: Indikation und Entscheidungsfindung, Art der pS, vom Arzt eingeschätzte Lebenserwartung des Patienten mittels des Palliative prognostic index. Während der pS wurden Kommunikationsfähigkeit, Tiefe der Sedierung, Ausmaß der Symptomlinderung, Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme sowie eingesetzte Medikamente erfasst.

Ergebnis: Während des Beobachtungszeitraums verstarben 99 Patienten (Pt.), bei 34 von ihnen wurde eine pS durchgeführt (34%). Bei allen lag eine Tumorerkrankung vor. Indikationen für die pS waren: terminale Unruhe (56%), Dyspnoe (39%), Schmerz (32%), psychische Belastung (15%), agitiertes Delir (9%), Erbrechen (3%) und Blutung (3%) (Mehrfachnennungen möglich). In den Entscheidungsprozess wurde in 31 Fällen (91%) das Pflegepersonal einbezogen. In 33 Fällen wurde unmittelbar mit einer kontinuierlichen Sedierung begonnen (mediane Dauer 27,5h). Das am häufigsten verwendete Medikament war Midazolam (94%), gefolgt von Neuroleptika (44%) und Propofol (15%). 91% der Pt. erhielten zusätzlich Opioide. Eine parenterale Flüssigkeitsgabe erfolgte bei zwei Pt.. Nach Einleitung der Sedierung lebten die Patienten im Median noch 27,5 Stunden. Entsprechend der abschließenden ärztlichen Beurteilung konnten die Beschwerden bei 12 Pt. (35%) vollständig, bei 20 Pt. (59%) sehr stark und bei 2 Pt. (6%) mittelgradig gelindert werden.

Schlussfolgerung: Auf der untersuchten universitären Palliativstation konnte die pS als ultima ratio bei einem Drittel der verstorbenen Patienten erfolgreich zur Linderung therapierefraktärer Symptome eingesetzt werden.