Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V38
DOI: 10.1055/s-0034-1374101

Eine qualitative Längsschnittstudie zu älteren Menschen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz: kritische Reflektion der Methode und des Studiendesigns

K Klindtworth 1, K Hager 2, P Oster 3, N Schneider 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • 2Henriettenstiftung, Klinik für Medizinische Rehabilitation und Geriatrie, Hannover, Deutschland
  • 3Geriatrisches Zentrum Bethanien am Klinikum der Universität, Heidelberg, Deutschland

Hintergrund: Herzinsuffizienz gehört zu den häufigsten Todesursachen und kann besonders in fortgeschrittenen Stadien mit einer erheblichen Symptomlast einhergehen. Bislang ist jedoch wenig über die Bedürfnisse der Betroffenen bekannt. Erstmals in Deutschland wurde eine qualitative Längsschnittstudie zu Erleben und Bedürfnissen der Erkrankten in späten Krankheitsphasen (NYHA III/IV) durchgeführt. Ziel dieses Beitrags ist eine kritische Analyse der Potenziale und Schwierigkeiten von Studiendesign und Methode.

Methodik: Die auf 18 Monate angelegte Studie basiert auf vierteljährlichen Interviews mit älteren (≥70 Jahre) an schwerer Herzinsuffizienz erkrankten Menschen (n = 25). Begleitend erfolgten kritisch reflektierende Diskussionen in der interdisziplinären Forschungsgruppe aus den Bereichen Public Health, Geriatrie, Allgemein- und Palliativmedizin.

Ergebnisse: Das Längsschnittdesign begünstigte den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Interviewerin und Patienten, die sich in einer zunehmend offenen Kommunikation im Studienverlauf manifestierte. Allerdings erwies sich der 3-Monats-Abstand als sehr engmaschig: Besonders wenn keine Krankheitskrise aufgetreten war, fiel es den Patienten schwer, krankheitsbezogene Aspekte erneut zu thematisieren. Sie verfielen zunehmend in den Duktus von Erzählungen, die für die ursprüngliche Intention der Studie wenig maßgeblich war. Gleichzeitig eröffnete sich ein breiterer persönlicher Kontext der Betroffenen. Verbunden mit der begleitenden Analyse wurden so relevante Themen vertieft.

Schlussfolgerung: Ein qualitatives Längsschnittdesign ist gut geeignet für die Untersuchung der Bedürfnisse älterer Menschen mit Herzinsuffizienz. Wachsende Vertrautheit ermöglicht tiefergehende Einsichten in das subjektive Erleben. Statt engmaschiger Interviews scheinen größere Intervalle und ein ergänzendes telefonisches Monitoring geeigneter, um eine dem Krankheitsverlauf angepasste Interviewabfolge zu realisieren.

Förderer: Robert-Bosch-Stiftung