Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V36
DOI: 10.1055/s-0034-1374099

Entwicklung eines Kriterienkataloges zur Erfassung der Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz in der stationären Altenhilfe

Y Eisenmann 1, H Schmidt 1, G Frerich 1, KM Perrar 1, R Voltz 1
  • 1Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland

Hintergrund: Schätzungen zufolge litten etwa ein Drittel der verstorbenen Menschen im Alter über 65 Jahren in ihrer letzten Lebensphase an einer Demenz. In Einrichtungen der stationären Altenhilfe werden über ein Drittel der gegenwärtig mehr als 1,4 Millionen Demenzkranken in Deutschland versorgt. Zielsetzung der Studie war die Erfassung der Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz in der stationären Altenhilfe und die Überführung der Ergebnisse in einen Kriterienkatalog für die Versorgungspraxis.

Methode: Es wurde ein qualitatives Studiendesign gewählt. Die Daten wurden mittels teilnehmender Beobachtung und Gruppendiskussionen in Einrichtungen der stationären Altenhilfe erhoben. Die Datenauswertung erfolgte angelehnt an die Grounded Theory. Der Kriterienkatalog wird von Experten aus der Versorgungspraxis evaluiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden in sechs Einrichtungen der stationären Altenhilfe Gruppendiskussionen (n = 8), Einzelinterviews (n = 3) und teilnehmende Beobachtungen von 30 Bewohnern durchgeführt. Neben physischen Bedürfnissen (z.B. adäquate Ernährung, Bewegung und Schmerzfreiheit) konnten Selbstbestimmung, Sicherheit, Teilhabe und Ruhe als zentrale Bedürfnisse identifiziert werden. Die Erfüllung dieser Bedürfnisse erfolgte unter möglichst hohem Einbezug der Individualität der Bewohner z.B. durch Kontinuität im Alltag, unterschiedliche Konzepte der Sinnesansprache sowie strukturelle und räumliche Anpassung.

Schlussfolgerung: Die Studienergebnisse bieten einen Überblick über die Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz in der letzten Lebensphase. Der entwickelte Kriterienkatalog dient der Praxis als Hilfestellung zur Sensibilisierung für die Bedürfnisse dieser Personengruppe. Somit kann die Studie insgesamt dazu beitragen, eine Verbesserung der Versorgung von Menschen mit schwerer Demenz zu erreichen.