Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V34
DOI: 10.1055/s-0034-1374097

„Meins! Deins?“: Qualitative Analyse von Interviewmaterial aus zwei Studien zur Kooperation von Ärzte bei der Betreuung onkologischer Patienten

C Güthlin 1, A Dahlhaus 1, C Holmberg 2
  • 1Universität Frankfurt/Main, Inst. für Allgemeinmedizin, Frankfurt, Deutschland
  • 2Charite – Universitätsmedizin, Berlin School of Public Health, Berlin, Deutschland

Hintergrund: Am Beispiel zweier Forschungsprojekte, die beide Kooperationen unter Ärzten bei der Betreuung onkologischer Patienten zum Thema hatten, entwickelten wir eine vergleichende sekundäre qualitative Analyse.

Methodik: Es lagen transkribierte Interviews aus zwei Studien vor. In einer Studie wurden Urologen (N = 23) und Onkologen (N = 17) befragt, die miteinander kooperierten. Die Analyse innerhalb des Projekts beschrieb die Versorgungssituation aus Sicht der handelnden Ärzte und zeigte Barrieren und begünstigende Faktoren von Kooperationen auf. In der anderen Studie wurden 56 Hausärzte zu ihrer Zusammenarbeit bei der Versorgung onkologischer Patienten befragt. Die Analyse zeigte, dass individuelle Anstrengungen zur Bildung eines „persönlichen Netzwerks“ unternommen werden.

Die hier beschriebene gemeinsame Analyse allen Materials wurde von Forscherinnen aus beiden Studien vorgenommen, die in einer ersten gemeinsamen Analysesitzung zu einem vorläufigen Kodierschema kamen, das in weiteren Analysen der jeweils nicht im eigenen Projekt entstandenen Interviews ausgeweitet und danach von allen konsentiert wurde.

Ergebnisse: Das neue Kodierschema spiegelte deutlich die Unterschiedlichkeit der Settings wider. Während vom Hausarzt z.B. Überweisungen vorgenommen werden, beschreibt der Code „Meins! Deins?“ die Situation der Uro- und Onkologen, die zu Interdisziplinarität gezwungen sind. Bis zum Zeitpunkt des Kongresses werden ausgearbeitete Kodierschemata sowie vertiefte Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise vorliegen.

Diskussion: Die Auswertung in einer Analysegruppe mit Forscherinnen aus den verschiedenen Studien anhand von Material aus beiden Studien zeigte, dass ein neuer Blick auf das Material gelingt und Unterschiede in Settings und professioneller Identität schärfer heraustreten. Dies ist als ein Experiment zu verstehen, weist aber auf ein weiteres wichtiges Entwicklungsfeld qualitativer Forschung hin: der Weiterverwertung qualitativer Materialien.