Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V31
DOI: 10.1055/s-0034-1374094

Selbstmanagementstrategien von Patienten mit kolorektalem Karzinom in der intersektoralen Versorgung

D Ose 1, I Baudendistel 1, E Winkler 2, F Eckrich 2, J Szecsenyi 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • 2Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg, Deutschland

Hintergrund: Die Behandlung von Krebspatienten erfordert die Zusammenarbeit von Spezialisten in der stationären und in der ambulanten Versorgung. Entsprechend ist eine gute Koordination und adäquate Unterstützung der Patienten von entscheidender Bedeutung. Allerdings sieht die Realität häufig anders aus. Nicht selten haben Patienten einen wesentlichen Anteil an der Organisation der eigenen Versorgung. Insbesondere an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung ist diese Tatsache eine große Herausforderung für zahlreiche Patienten. Wenig bekannt ist bislang darüber, mit welchen Strategien Patienten dieser Versorgungsrealität begegnen.

Methoden: Grundlage sind 3 Fokusgruppen (n = 14) mit Patienten mit kolorektalem Karzinom, die im Rahmen des INFOPAT Projekts im Zeitraum von März bis September 2013 durchgeführt wurden. Alle Fokusgruppen wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt reflektieren die Ergebnisse das generelle Dilemma: Mit zunehmender Krankheitslast wachsen die Anforderungen an die Organisation der eigenen Versorgung und sinken gleichzeitig auch die notwendigen Ressourcen. Zudem sind die Patienten mit zahlreichen Unzulänglichkeiten konfrontiert (etwa Informationsverlust). Zum Umgang mit dieser Situation entwickeln die Patienten sehr differenzierte Strategien. Diese beziehen sich etwa auf das Management der eigenen Behandlungsdaten, die Vorbereitung auf Arztgespräche oder die Recherche von notwendigen Patienteninformationen.

Diskussion: Bemühungen zur Verbesserung der intersektoralen Versorgung sollten zwei Dinge berücksichtigen: 1. Das Potenzial zur Stärkung des Selbstmanagement hat Grenzen, da mit zunehmender Krankheitslast auch die individuellen Ressourcen von Patienten abnehmen. 2. Strategien zur Unterstützung des Selbstmanagements sollten sich stärker an den individuellen Selbstmanagementstrategien der Patienten als an idealtypischen Versorgung-strukturen orientieren.