Unter- und Fehlversorgung von Patienten mit Allergischer Rhinitis – Ergebnisse einer Sekundärdaten-basierten Kohortenstudie

Hintergrund: Die Allergische Rhinitis (AR) hat eine hohe Prävalenz und geht mit Einschränkungen im Alltag einher. Für die Mehrzahl der betroffenen Patienten ist gemäß Leitlinie als kausale Therapie die Spezifische Immuntherapie (SIT) über mindestens 3 Jahre empfohlen. Die tatsächliche Inanspruchnahme von SIT bei Patienten mit AR ist unklar.

Methoden: Zur Untersuchung der medizinischen Versorgung von Patienten mit SIT führten wir eine Sekundärdaten-basierte Kohortenstudie durch. Basis bildeten anonymisierte ambulante Stammdaten (Alter, Geschlecht), Diagnosedaten (ICD-10) und Verordnungen der sächsischen AOK PLUS Versicherten im Zeitraum 2005 bis 2011 (n = 2.478.070, 52,9% weiblich). Versicherte mit mindestens zweimaliger Diagnose AR (ICD-10 Code J30) wurden als Erkrankungsfälle klassifiziert und die Inanspruchnahmeprävalenz sowie Versorgung der AR mit SIT deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: Die Inanspruchnahmeprävalenz der Allergischen Rhinitis betrug insgesamt 5,4%, 9,6% bei Kindern/Jugendlichen, 5,5% bei den 18 – 64-Jährigen und 2,6% bei Senioren ≥65 Jahre. Bei 24.205 (18,2%) der AR-Patienten wurde mindestens 1-malig im Beobachtungszeitraum eine SIT rezeptiert. Der Anteil an AR-Patienten mit neu initiierter SIT verringerte sich stetig von 2,5% im Jahr 2006 auf 1,7% im Jahr 2011. Nur bei rund 36% der Patienten mit SIT wurde die empfohlene Therapiedauer von 3 Jahren erreicht.

Schlussfolgerung: Die AR hat in allen Altersgruppen eine hohe Versorgungsrelevanz. Entgegen der Leitlinienempfehlung wird die SIT als kausale Therapie zur Prävention eines allergischen Asthmas bei einer Minderheit der Erkrankten eingesetzt. Patienten, die eine SIT erhalten, erhalten sie mehrheitlich nicht über den empfohlenen Mindestzeitraum von 3 Jahren.