Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V10
DOI: 10.1055/s-0034-1374073

Behandlungspfade hinterfragt: Versorgungsituation von Patienten mit akuter Leukämie

D Horenkamp-Sonntag 1, R Linder 1, S Engel 1, U Schneider 1, M Dettloff 2, A Heyll 3, F Verheyen 1
  • 1WINEG – Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Hamburg, Deutschland
  • 2GKV-Spitzenverband, Berlin, Deutschland
  • 3MDK Nordrhein, Kompetenz Centrum Onkologie (KCO), Düsseldorf, Deutschland

Fragestellung: Die primäre Behandlung von Patienten mit akuter Leukämie erfolgt stets stationär, nicht immer jedoch in hämato-onkologischen Fachabteilungen. Es gibt Hinweise, dass in nicht-spezialisierten Krankenhäusern erhebliche Qualitätsmängel bei der Behandlung vorkommen, welche die Heilungschancen dieser Patienten maßgeblich beeinträchtigen. Mängel sind u.a. eine verzögerte Diagnose, die Auswahl eines nicht dem aktuellen wissenschaftlichen Standard entsprechenden Therapieprotokolls, die verzögerte Einleitung einer Spendersuche und das Verpassen des optimalen Zeitpunkts für die Behandlung mit Stammzelltransplantation (SZT) mit entsprechenden Folgen für Komplikationsrate, Überleben und Lebensqualität der betroffenen Patienten.

Methodik: Mittels GKV-Routinedaten wurde analysiert, ob und inwiefern sich die Krankenhaus-Auswahl bei der Erstbehandlung von Patienten mit akuter Leukämie auf Art und Umfang der Therapie sowie den Krankheitsverlauf auswirken. Eine Gruppenzuordnung der Patienten erfolgte nach Art der initial behandelnden Krankenhäuser: mit (KH+) und ohne Spezialisierung (KH-). Datengrundlage sind Abrechnungsdaten der TK im Zeitraum 01.01.2008 bis 30.09.2013.

Ergebnis: Im Untersuchungszeitraum 1.1.2010 bis 30.6.2012 sind 1.720 Versicherte neu an akuter Leukämie erkrankt. Die stationäre Erstbehandlung erfolgte in KH+ bei 1.160 Versicherten (medianes Alter 46 Jahre), wobei in 273 Fällen eine SZT erfolgte, im Mittel nach 143 Tagen. Von den 560 Versicherten in KH- (46 Jahre) erhielten 107 eine SZT, die in 28% der Fälle im initialen Krankenhaus erfolgte (SZT Ø nach 134 d) und in 72% nach Verlegung in eine spezialisierte Einrichtung (SZT Ø nach 188 d). 20,9% der Versicherten in der Gruppe KH+ starben innerhalb von 450 Tagen nach Erstdiagnose (KH- 39,8%).

Schlussfolgerung: Mit GKV-Routinedaten lassen sich Behandlungspfade von Patienten mit akuter Leukämie transparent darstellen. Eine Differenzierung von kurativem und palliativem Therapieansatz steht noch aus.