Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V8
DOI: 10.1055/s-0034-1374071

Verläufe häuslicher Versorgungsarrangements für Menschen mit Demenz (VerAH-Dem)- Ergebnisse und Erfahrungen eines Mixed-Methods Ansatzes

M von Kutzleben 1, B Holle 1
  • 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Witten, Arbeitsgruppe Versorgungsstrukturen, Witten, Deutschland

Hintergrund: Die Versorgung von Menschen mit Demenz in der Häuslichkeit wird maßgeblich von pflegenden Angehörigen erbracht und organisiert. Das Projekt VerAH-Dem untersucht, wie Angehörige häusliche Versorgungsarrangements im Verlauf der Erkrankung gestalten, welche formellen Hilfen in Anspruch genommen werden, und wodurch das Versorgungshandeln Angehöriger charakterisiert ist.

Methoden: In einem kleinstädtisch-ländlichen Kreis wurden pflegende Angehörige in einer Fragebogenerhebung zur Organisation und Ausgestaltung der häuslichen Versorgung befragt (n = 102). Um Einblicke in das Versorgungshandeln Angehöriger zu erhalten, wurden narrative Interviews mit Hauptpflegepersonen geführt (n = 9). Ein Subsample kontrastierender Fälle (n = 4) wurde nach 14 Monaten erneut interviewt. Die Datenanalyse erfolgte fallrekonstruktiv unter Rückgriff auf die Methodik der objektiven Hermeneutik.

Ergebnisse: Die quantitativen Daten zeigen, dass formelle Hilfen zwar von einem Großteil der Befragten unterstützend in Anspruch genommen werden (85,3%), dass aber die Hauptlast der Versorgung von informellen Pflegepersonen getragen wird. Die Mehrheit der Befragten (90,8%) empfand die Versorgungsituation als grundsätzlich stabil. Bei der Pflegestufe zeigte sich ein Zusammenhang mit der subjektiv empfundenen Stabilität der Versorgungssituation. Die Analyse der qualitativen Daten zeigt einen phasenförmigen Verlauf der Versorgung, der insbesondere zu Beginn der Erkrankung durch “stürmische Zeiten“ gekennzeichnet ist, die entweder in stabile Versorgungsroutinen übergehen oder die Institutionalisierung der Person mit Demenz nach sich ziehen.

Schlussfolgerungen: Der gewählte Mixed-Methods Ansatz erwies sich als sinnvoll. Die untersuchten Versorgungsarrangements können in ihrer Struktur beschrieben werden und es zeigen sich typische Konstellationen. Darüber hinaus wurden Phänomene, wie Stabilität und Normalität in Familien mit Demenz identifiziert, die Impulse für weitere Forschung liefern.