Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V6
DOI: 10.1055/s-0034-1374069

Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz – Eine systematische Übersichtsarbeit

H Schmidt 1, Y Eisenmann 1, B Cremer 1, KM Perrar 1, R Voltz 1
  • 1Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland

Hintergrund: Über die Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz in ihrer letzten Lebensphase ist neben dem intuitiven Erfahrungswissen bisher wenig bekannt und wissenschaftlich erfasst. Zielsetzung des Systematic Reviews war die Identifikation, Analyse und Systematisierung der bisherigen Forschungsergebnisse zu den Bedürfnissen bei schwerer Demenz.

Methode: Ergänzend zur systematischen Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE, CINAHL, Cochrane Library, PsychINFO und AMED wurden Experten schriftlich zu weiteren Studien befragt, Referenzlisten durchsucht und eine Internetrecherche durchgeführt. Unter Beachtung definierter Kriterien wurden alle Treffer gesichtet und nach Einschluss in die weitere Analyse hinsichtlich ihrer methodischen Qualität beurteilt. Die Synthese der Studienergebnisse erfolgte narrativ durch thematische Kategorisierung der Bedürfnisse.

Ergebnisse: Insgesamt wurden neun Studien (qualitativ n = 6, quantitativ n = 2, mixed-method n = 1) in die Analyse eingeschlossen. Als Ergebnis der Datensynthese konnten körperliche Bedürfnisse wie Ernährung und Körperpflege sowie Schmerz- und Symptomkontrolle als größte Themenkategorie identifiziert werden. Daneben wurde in den Studien häufig das Bedürfnis nach Kommunikation von z.B. Emotionen oder Wünschen untersucht. Weitere Bedürfnisse beziehen sich auf Spiritualität, Individualität, Unterstützung oder bestimmte Umweltfaktoren. Diese wurden lediglich in einzelnen Studien und zum Teil ohne weitere Differenzierung benannt.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Untersuchung bestätigt den Mangel an Forschungsergebnissen zu den Bedürfnissen bei schwerer Demenz. Durch die strukturiert dargestellten Themenkategorien wird einerseits der Konkretisierungsbedarf einzelner Bedürfnisse für die künftige Forschung verdeutlicht, andererseits kann die Übersicht der Versorgungspraxis als Orientierung dienen.