Gesundheitswesen 2014; 76 - P53
DOI: 10.1055/s-0034-1371682

Mundgesundheit von Schülern mit einer Behinderung aus dem Kreis Weimarer Land und der Stadt Weimar

R Schwerz 1, S Ifland 2, R Heinrich-Weltzien 3
  • 1Landratsamt Weimarer Land, Gesundheitsamt, Kinder- und Jugendzahnärztlicher Dienst, Apolda
  • 2Stadtverwaltung Weimar, Gesundheitsamt, Kinder- und Jugendzahnärztlicher Dienst, Weimar
  • 3Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde, Universitätsklinikum Jena, Jena

Zielstellung: Erfassung der Mundgesundheit von 6- bis 23-jährigen Schülern mit Behinderung aus dem Kreis Weimarer Land und der Stadt Weimar, Thüringen, als Planungsbasis einer zukünftigen Betreuungsstrategie. Material und Methode: 604 Schüler mit einer Behinderung im Alter von 6 bis 23 Jahren wurden in die Untersuchung einbezogen. Die Schüler besuchen 6 staatliche Förderzentren sowie Förderzentren in freier Trägerschaft in der Stadt Weimar und dem Kreis Weimarer Land. Der Kariesbefall wurde nach WHO Standard (1997) von 2 kalibrierten Zahnärzten erhoben. Weiterhin wurden Fissurenversiegelungen (FV), die parodontale Gesundheit und das Vorliegen von dentofazialen Anomalien erfasst. Die Datenanalyse erfolgte für Schüler mit einem Wechselgebiss und einem vollständigen bleibenden Gebiss. Die Daten wurden in einer Excel-Datenbank zusammengeführt und mit SPSS Version 20 ausgewertet. Ergebnisse: 266 Schüler hatten ein Wechselgebiss, 337 ein bleibendes Gebiss und ein Schüler ein reines Milchgebiss. Das mittlere Alter der Schüler betrug 12,4 Jahre. Sie wiesen eine Kariesprävalenz von 67,7% auf. Der Kariesbefall im Milchgebiss betrug 0,9 dmft (0,4 dt, 0,1 mt, 0,4 ft) und im bleibenden Gebiss 1,8 DMFT (0,5 DT, 0,2 MT, 1,1 FT) vor. 35,8% der Schüler wiesen eine FV auf; 1,0 Zähne waren versiegelt. Für die Milchzähne wurde ein Sanierungsgrad von 54,8% und für die bleibenden Zähne von 72,3% ermittelt. Ein klinisch gesundes Parodontium (PSI= 0) wiesen 51,7% der Schüler auf, bei 33,1% wurde eine Blutung diagnostiziert; 14,2% hatten Zahnstein. Die Prävalenz dentofazialer Anomalien betrug 56,5%. Als Leitsymptom wurde am häufigsten eine sagittale Stufe (7,8%) gefolgt von Platzmangel (6,1%), lateraler Okklusionsstörung (6,1%) und vertikal offener Biss (3,0%) erfasst. Zum Zeitpunkt der Untersuchung befanden sich 29,6% der Schüler in kieferorthopädischer Behandlung; 23,7% trugen ein kieferorthopädisches Gerät. Schlussfolgerung: Die Mundgesundheit von Schülern mit Behinderung ist durch eine hohe Kariesprävalenz charakterisiert. Die niedrige FV-Prävalenz und Anzahl versiegelter Zähne weisen auf eine ungenügende Umsetzung präventiver Leistungsangebote hin. Es ist eine verstärkte präventive und kurative Betreuung dieser Risikogruppe einzufordern.