Gesundheitswesen 2014; 76 - P15
DOI: 10.1055/s-0034-1371644

Kohortenstudie identifiziert mit Linelist-Tool: Milch als Ursache von Lebensmittelvergiftungen in einer Kindertagesstätte in Sachsen-Anhalt

L Gräfe 1, A Dulz 2, C Helmeke 1, 3, H Oppermann 1
  • 1Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg
  • 2Gesundheitsamt Mansfeld-Südharz, Sachsen-Anhalt, Sangerhausen
  • 3European Programme for Intervention Epidemiology Training (EPIET)

Im März 2013 erkrankten in einer Kindertagesstätte (Kita) in Sachsen-Anhalt 37 von 103 Kindern akut an schwerem Brechdurchfall, 36 wurden kurzzeitig hospitalisiert. Der plötzliche Symptombeginn deutete auf eine Lebensmittelintoxikation hin. Ziel unserer Untersuchungen war es, die Quelle der Erkrankungen zu identifizieren. Für die Kohortenstudie wurde ein Fall definiert als ein Kind der Kita, welches am Erkrankungstag akuten Brechdurchfall hatte. Befragungen der Kinder zum Verzehr von Lebensmitteln nahmen die Erzieherinnen vor. Alle Angaben zu Gruppenzugehörigkeit, Symptombeginn und Lebensmittel-Exposition analysierten wir mit dem vom RKI entwickelten Linelist-Tool. Stuhlproben von hospitalisierten Kindern und Lebensmittelproben wurden bakteriologisch untersucht. Tee war mit einem geringeren Erkrankungsrisiko assoziiert (Relatives Risiko: 0,19; 95% Konfidenzintervall (KI): 0,12 – 0,29). Kinder, welche Milch tranken, hatten tendenziell ein 1,9-fach höheres Risiko (KI: 95%: 0,75 – 4,6) zu erkranken als Kinder, denen keine Milch angeboten wurde. 33 der 37 Fälle hatten Milch getrunken. In 2 von 2 Stuhlproben wurden Enterotoxin A-bildende Staphylococcus aureus mit hohem Keimgehalt nachgewiesen. Ergebnisse der Feintypisierung am Nationalen Referenzzentrum für Staphylokokken und Enterokokken wiesen auf denselben Stamm in Stuhl- und Milchproben hin. Unsere epidemiologische Auswertung deutete schnell auf Milch als Erkrankungsquelle hin, während andere Lebensmittel ausgeschlossen werden konnten. Die Resultate der Laboruntersuchungen von Stuhl- und Lebensmittelproben bestätigten den ursächlichen Zusammenhang. Eine Abgabe der Milch in die einzelnen Kita-Gruppen erfolgt zukünftig in der Originalverpackung. Alle Mitarbeiter der Kita wurden vom Gesundheitsamt bezüglich Lebensmittelhygiene belehrt. Eine schnell zu ersten Ergebnissen führende analytische Studie mithilfe des Linelist-Tools könnte auch in Zukunft dazu beitragen, gezielt verdächtige Lebensmittel zu untersuchen.