Gesundheitswesen 2014; 76 - V37
DOI: 10.1055/s-0034-1371590

Präventive Aktivität: Zusammenhänge von Merkmalen des Zahnarztes und seiner Praxis

R Hussein 1
  • 1AQUA-Institut, Göttingen

Einführung: Der Beitrag gibt einen Überblick über die präventive Aktivität (PrA) Bremer und niedersächsischer Zahnärzte und über die Motive der Zahnärzte zum Prophylaxeausbau. Methoden: Eine schriftliche Befragung wurde 2009 unter 2.075 Zahnärzten durchgeführt. Die PrA (d. h. Prophylaxedurchführung) der Zahnärzte und die Zusammenhänge zwischen PrA und Merkmalen des Zahnarztes sowie seiner Praxis wurden anhand eines PrA-Index untersucht. Die Raten zur Prophylaxedurchführung von 2009 wurden mit denen einer vom Institut der Deutschen Zahnärzte im Jahr 2000 durchgeführten Studie (n = 1.181, Rücklauf 52,6%) verglichen. Ergebnisse: In 2009 betrug der Rücklauf 33% (n = 685). Ungefähr 10% (n = 61) der Zahnärzte wiesen eine niedrige PrA auf, 69% (n = 440) mittlere und 22% hohe PrA (n = 139). Die Durchführungsraten zwischen den PrA-Gruppen unterschieden sich nur geringfügig bei der Fluoridanwendung (99% vs. 85%). Größere Unterschiede wurden bei der Ernährungsberatung (88% vs. 35%) festgestellt. Statistisch signifikante Zusammenhänge wurden zwischen PrA und der Teilnahme an Fortbildungen (p< 0,001) und dem Vorhandensein qualifizierten Prophylaxepersonals (p< 0,001) gefunden. Im Vergleich zum Jahr 2000 boten die Zahnärzte Prophylaxemaßnahmen inzwischen häufiger an: Fluoridanwendung (97% vs. 81%) und professionelle Zahnreinigung (92% vs. 63%). Ernährungsberatung (66% vs. 74%) und Maßnahmen zur Risikobewertung oraler Erkrankungen (45% vs. 26%) sind in den Zahnarztpraxen nicht sehr verbreitet. In den beiden Studien stellt die zunehmende Patientennachfrage den wichtigsten Grund für den Prophylaxeausbau dar (92% vs. 71%). Verändert haben sich besonders die Motive der zusätzlichen finanziellen Einnahmen durch Prophylaxe (84% vs. 44%) und der Berufzufriedenheit (82% vs. 48%). Schlussfolgerung: Bei den Zahnärzten hat der Stellenwert der Prävention in den letzten 10 Jahren deutlich zugenommen. Präventive Fortbildungsangebote und ausgebildetes Prophylaxepersonal haben einen positiven Einfluss auf die Prophylaxedurchführung. Als Vorteile verstärkter Prophylaxedurchführung sehen die Zahnärzte einen Imagegewinn für die Praxis, höhere Berufszufriedenheit sowie finanzielle Gewinne. Gründe für das Nichtanbieten von persönlicher Beratung und Maßnahmen zur Risikobewertung sollten in zukünftigen Studien untersucht werden.