Klinische Neurophysiologie 2014; 45 - P105
DOI: 10.1055/s-0034-1371318

Duale Interferenz induziert zentro-parietale Verarbeitungskonflikte bei Parkinson-Patienten mit Gang-Freezing

M Scholten 1, 2, RB Govindan 3, C Braun 4, C Plewnia 5, A Gharabaghi 6, R Krüger 1, 2, D Weiß 1, 2
  • 1Hertie Institut, Neurodegeneration, Tübingen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum, Neurodegeneration, Tübingen, Deutschland
  • 3Children's National Medical Center, Division of Fetal and Transitional Medicine, Washington DC, USA
  • 4Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensbiologie, Tübingen, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum, Neurophysiologie und interventionelle Neuropsychiatrie, Tübingen, Deutschland
  • 6Universitätsklinikum, Funktionelle und Restaurative Neurochirurgie, Tübingen, Deutschland

Einleitung:

Kortikale Verarbeitungskonflikte stellen einen wichtigen Provokationsmechanismus von Gang-Freezing bei der Parkinson-Krankheit dar. In dieser Studie charakterisieren wir die kortikalen Korrelate der dualen Interferenz und prüfen die Hypothese, dass duale Interferenz zu maladaptiven Aktivitäts- und Synchronisationsveränderungen im kortikalen motorischen Netzwerk von Parkinson-Patienten führt.

Material/Methode:

10 Parkinson-Patienten mit Gang-Freezing (7 Männer; 60.9 ± 8.9 Jahre) mit Tiefer Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus (Stimulation an) und 13 gesunde Kontrollen (8 Männer; 62.6 ± 10.6 Jahre; angepasst hinsichtlich Alter und Geschlecht) wurden während selbst-initiierter repetitiver Fingerbewegungen ohne und mit dualer Interferenz untersucht. Als Interferenzaufgabe wurde eine phonemische Wortfindungsaufgabe verwendet. Simultan zur EEG und EMG Ableitung wurden die Fingerbewegungen mechanographisch registriert und die Wortfindungsleistung dokumentiert. Wir analysierten die kortikalen Aktivitäts- und Synchronisationsmuster (Power und Kohärenz).

Ergebnisse:

Es zeigte sich kein Leistungsunterschied zwischen Parkinson-Patienten und gesunde Kontrollen hinsichtlich der Wortfindungsleistung. Die kortikale Aktivität zeigte sich sowohl bei gesunden Kontrollen als auch Parkinson-Patienten unverändert in beiden Bedingungen. In der kortiko-kortikalen Kohärenz zeigte sich während dualer Interferenz bei Gesunden eine höhere Synchronisierung zwischen dem präfrontalen und dem supplementär-motorische Areal (SMA) im Frequenzbereich von 8 – 10 Hz. Bei Parkinson-Patienten führte duale Interferenz hingegen zur gesteigerten Beta-Band Synchronisation linkshirniger zentro-parietaler kortikaler Areale.

Diskussion:

Parkinson-Patienten weisen während dualer Interferenz i) eine fehlende Synchronisierung zwischen präfrontalem Cortex und SMA im Alpha-Band und ii) eine Hypersynchronisation im Beta-Band zwischen zentralem und parietalem Cortex auf. Freezing-Phänomene scheinen mit gestörter neuronaler Integration im fronto-zentro-parietalen motorischen Netzwerk in Verbindung zu stehen.