Klinische Neurophysiologie 2014; 45 - P35
DOI: 10.1055/s-0034-1371248

Stroke oder stroke-like – wenn die Schilddrüse „zuschlägt“.

D Czell 1, M Lünnemann 2, E Niedermann 2, B Portocarrero 2, C Keller 2, R Imoberdorf 2, B Rodic 1
  • 1Kantonsspital Winterthur, Neurologie, Winterthur, Schweiz
  • 2Kantonsspital Winterthur, Klinik für Innere Medizin, Winterthur, Schweiz

Einleitung:

„Hashimoto-Encephalopathie“ wurde bislang für eine neurologische Erkrankung mit unklarem Pathomechanismus und in Zusammenhang mit autoimmuner (Hashimoto)-Thyreoiditis benützt. Das gute Ansprechen auf Steroide und fehlender Nachweis einer Zusammenhang zwischen Schilddrüsenerkrankung und neurologischer Symptomatik rechtfertigt die Einführung der neuen Krankheitsbegriffe wie „Steroid-responsive Enzephalopathie bei Autoimmunthyreoiditis“ („SREAT“) und „nichtvaskulitische autoimmune entzündliche Meningoenzephalitis“.

Im Folgenden berichten wir über einen Patienten mit akutem Auftreten einer fokalen neurologischen Symptomatik, der unter dem Verdacht auf einen ischämischen Schlaganfall auf der Stroke Unit behandelt wurde, bis die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis gestellt werden konnte.

Fallvorstellung:

Ein 57-jähriger Patient wurde uns aufgrund einer plötzlich aufgetretenen Sprachstörung und Vigilanzschwankungen notfallmässig zugewiesen. Klinisch wurde – ausserhalb des Lysefensters – eine globale Aphasie, bei sonst intaktem somatischen neurologischen Status festgestellt und der Patient vorerst auf die Stroke Unit aufgenommen. In der Computertomografie des Schädels mit Halsangiografie und am Folgetag in der Kernspintomografie des Schädels (MRT) zeigte sich kein pathologischer Befund. Differentialdiagnostisch wurde eine Enzephalitis und fokaler epileptischer Anfall in Betracht gezogen. Die Lumbalpunktion zeigte keine entzündliche bzw. autoimmune autochthone Reaktion und in der Elektroenzephalografie konnte keine erhöhte zerebrale Erregbarkeit dokumentiert werden. Im Serum fanden sich ein supprimiertes TSH, grenzwertig erhöhte fT4 und deutlich erhöhte TPO- und TRAK-Antikörper. Im Ultraschall der Schilddrüse fanden sich typische Veränderungen, vereinbar mit einer Hashimoto-Thyreoidiitis. Bei bereits vollständig rückbildender neurologischer Symptomatik, konnte der Patient zur ambulanten Weiterbehandlung entlassen werden. 4 Tage später erfolgte die erneute Aufnahme des Patienten aufgrund zweimaliger Grand-maux mit linkseitigen Todd'sche Parese, die erst mit Levetiracetam und dann mit Lamotrigin antikonvulsiv behandelten. Eine erneute Bildgebung (MRT Schädel) und Liquoruntersuchung inklusiv der Bestimmung der Auto-Antikörper wie Anti- NMDA- und VGKV waren unauffällig. Unter der Steroidtherapie konnte nach 22 Tagen eine völlige Beschwerdefreiheit des Patienten ohne erneutes Auftreten von fokal neurologischen Ausfällen und epileptischen Ereignissen erreicht werden.

Zusammenfassung:

Beschreibung eines Patienten mit Stroke-like aufgetretener neurologischer Symptomatik bei nachgewiesener Hashimoto-Thyreoiditis.