Klinische Neurophysiologie 2014; 45 - P33
DOI: 10.1055/s-0034-1371246

Modulation fokaler epileptischer Aktivität bei Reflex Epilepsie mittels kathodaler tDCS (Fallbericht)

J Dressnandt 1, M Lück 1
  • 1Schoen Klinik Bad Aibling, Neurologie, Bad Aibling, Deutschland

Ein 24-jähriger Patient entwickelte nach einem Lawinenunfall ein posthypoxisches Lance Adams Syndrom und eine fokale Reflexepilepsie. Die kognitiven Fähigkeiten hatten sich im Verlauf wieder der altersentsprechenden Norm angenähert. Trotz mehrfacher antiepileptischer Therapie mit Leviteracetam, Valproat, Lorazepam und Piracetam wegen des Lance Adams Syndroms traten weiter Aktionsmyoklonien beim Gehen und Sprechen auf. Schreiben ging besser, es traten aber immer wieder Myoklonien auf. Bei spezifischen rechtshemisphärisch gesteuerten Tätigkeiten, insbesondere SUDOKU, traten fokale epileptische Anfälle auf. Im EEG war vermehrt Spike Wave Potentiale bei C4 nachweisbar. Bei SUDOKU kam es zu einer Zunahme der fokalen epileptische Aktivität und zu einer Generalisierung. Das Vermeiden von SUDOKU war möglich, aber die fokale epileptische Aktivität bei C4 blieb mit niedriger Frequenz im EEG nachweisbar. In neuropsychologischer Therapie wurde zunächst ein Biofeedback Verfahren erprobt, bei dem der Patient seine EEG Aktivität im Thetaband reduzieren sollte, was auch gelang, aber zu keiner Besserung führte. Eine tDCS Stimulation kathodal, 20 Minuten 1 mA über C4 führten zu einer sichtbaren Besserung mit deutlich weniger Myoklonien beim Schreiben und verbesserter Schnelligkeit. Die Anode war über der kontralateralen Stirn platziert. Die Stimulation erfolgte über mehrmals in der Woche über 3 Wochen. Nachdem die Behandlung mitt DCS gestoppt worden war kam es erneut zu einer Zunahme der Myoklonien und einer Verlangsamung der motorischen Leistungen. Es wurde erneut eine tDCS Stimulation begonnen, nun weiter posterior über dem sensorischen Cortex/posteriores Cingulum, weil in einer SPECT Untersuchung der epileptische Fokus weiter posterior mit Propagation nach C4 nachgewiesen worden war. Diese Stimulation hatte einen Effekt dahingehend, dass der Patient in seinen motorische Leistungen beim Schreiben und Gehen weniger Myoklonien aufwies und auch im EEG die fokale epileptische Aktivität unter C 4 abklang. Das Sprechen ließ sich nicht verbessern. Im vorliegenden Fall konnte durch ein nichtinvasives Verfahren über kathodale Stimulation, die als hemmend auf neuronale Strukturen wirkt, eine Reduktion fokaler reflektorisch ausgelöster epileptischer Anfälle und fokaler epileptischer Aktivität erreicht werden.