Klinische Neurophysiologie 2014; 45 - P27
DOI: 10.1055/s-0034-1371240

Bilaterales versus unilaterales computergestütztes Training der oberen hochgradig paretischen Extremität nach Schlaganfall: ein Vergleich.

C Renner 1, C Brendel 1, R Ludwig 1, H Hummelsheim 1
  • 1NRZ Leipzig-Bennewitz/Universität Leipzig, Neurologie, Bennewitz, Deutschland

Fragestellung: Bei Patienten mit hochgradigen Paresen ist ein aktives Training der betroffenen Hand meistens nicht möglich, da keine Aktivitäten abzurufen sind. Verschiedene Autoren haben gezeigt, dass ein bilaterales Armtraining mit Robotern zu einer Verbesserung der motorischen Funktionen des betroffenen Armes nach Schlaganfall führt. Der Therapieeffekt basiert auf der hohen Repetitionsrate des Trainings. Ein zusätzlicher Vorteil des Trainings könnte der bilateralen Anwendung zu Grunde liegen. Ziel dieser Studie war es bei hochgradigen Paresen der oberen Extremität ein repetitives bilaterales Training am Armmotormed mit einem Unilateralen am Armmotormed bezüglich der motorischen Erholung von Arm und Hand zu vergleichen.

Methode: 38 Patienten mit einem erstmaligen Mediainfarkt wurden randomisiert einer von 2 Gruppen zugeteilt und erhielten entweder ein unilaterales zweimal tägliches repetitives sich steigerndes Training am Armmotormed und ein anschließendes sich steigerndes repetitives Handtraining über 6 Wochen an 5 Wochentagen, oder das gleiche Training wurde synchron mit beiden Armen und Händen durchgeführt. Die Funktionserholung von Arm und Hand wurde mittels Assessmentskalen und biomechanischer Parameter (Faustschlusskraft, dorsale Handextensionskraft, Ellenbogenflexions- und Extensionskraft) nach 6 und 8 Wochen beurteilt. Primärer Zielparameter war der Untertest „Motorik obere Extremität“ der Fugl-Meyer Scala (FMS).

Ergebnisse: Beide Gruppen waren homogen bezüglich ihrer Ausgangswerte und hatten bei Einschluss in die Studie einen Kraftgrad von 1 (Medical Research Council). Beide Gruppen zeigten signifikante Verbesserungen in allen funktionellen und biomechanischen Parametern nach 6 und nach 8 Wochen. Das bilaterale Training führte jedoch zu einer signifikant größeren Verbesserung in der FMS (p = 0.04), der Faustschluss- und Handextensionskraft (p = 0.04) im Vergleich zum unilateralen Training.

Schlussfolgerung: Bei hochgradigen Paresen resultierte das bilaterale computergestützte Training mit einem anschließenden bilateralen Handtraining zu einer größeren Verbesserung der Handfunktion als das unilaterale gleichartige Training.