Klinische Neurophysiologie 2014; 45 - P22
DOI: 10.1055/s-0034-1371235

Strömungsstörungen bei Verschluss der A. carotis interna

O Hensel 1, T Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Neurologie, Halle/Saale, Deutschland

Einleitung: Bei Verschluss der A. carotis interna (ACI) erfolgt der Blutzufluss zur A. cerebri media auf der Seite des ACI-Verschlusses maßgeblich über die A. communicans anterior (AcoA, Cross flow) (Cassot et al., 1995, Hartkamp et al., 1999). Entscheidend für den Volumenfluss ist dabei der Durchmesser der AcoA (Gesetz von Hagen-Poiseuille). Wenn der Gefäßdurchmesser relativ zum Volumenfluss zu gering ist, entsteht eine turbulente Strömung, die in Form meist niederfrequenter Dopplersignale nachweisbar ist. In dieser Arbeit wurde der Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Strömungsstörungen im Bereich der AcoA-Kollaterale und der Suffizienz dieser Kollaterale untersucht.

Methoden: Bei 14 Patienten mit einseitigem ACI-Verschluss und Kollateralfluss via AcoA in die A. cerebri media auf der Verschlussseite wurden duplexsonographisch die Strömungsstörungen jeweils im kontra- und ipsilateralen A1-Segment und in der AcoA erfasst. Die Resistance-Indizes in Ruhe und die CO2-Reservekapazität nach 6 min Carbogen®-Inhalation wurden anschließend dopplersonographisch in der ipsi- und kontralateralen A. cerebri media simultan bestimmt.

Ergebnisse: Die Anzahl der am AcoA-Kollateralfluss beteiligten Gefäßabschnitte mit Strömungsstörungen betrug 1,6 ± 2,0 (Mittelwert ± SD). Der Quotient der ipsi- und kontralateralen Resistance-Indizes betrug 0,95 ± 0,14 und der Quotient der ipsi- und kontralateralen CO2-Reservekapazitäten 0,76 ± 0,38%/Vol%CO2. Je mehr Gefäßabschnitte des AcoA-Kollateralweges Strömungsstörungen aufwiesen, desto niedriger waren der Quotient der Resistance-Indizes bzw. der Quotient der CO2-Reservekapazitäten (Pearson's r =-0,73, p

Zusammenfassung: Das Vorhandensein von Strömungsstörungen in den am Kollateralfluss via AcoA beteiligten Gefäßen signalisiert einen unter Umständen insuffzienten Kollateralfluss. Je häufiger in den einzelnen Gefäßabschnitten (ipsi- und kontralaterale A1, AcoA) Strömungsstörungen nachweisbar waren, desto schwerwiegender war die CO2-Reservepazität im Mediastromgebiet auf der ACI-Verschlussseite vermindert. Bei nicht nachweisbaren Strömungsstörungen des AcoA-Kollateralflusses kann von einer suffizienten Kollateralversorgung via AcoA ausgegangen werden.