Klinische Neurophysiologie 2014; 45 - P14
DOI: 10.1055/s-0034-1371227

Einfluss von Höhenschwindel auf Gang und visuelle Exploration

G Kugler 1, 2, D Huppert 1, 2, M Eckl 1, 2, E Schneider 1, 2, 3, T Brandt 1, 2
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für Klinische Neurowissenschaften, München, Deutschland
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität, Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ), München, Deutschland
  • 3Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Senftenberg, Deutschland

Einleitung:

Visuelle Informationen tragen zur Stabilisierung von Gang und Stand bei. Ist jedoch die Umgebung im Gesichtsfeld weit entfernt, wie bei dem Blick aus der Höhe, so ist die Stabilisierung beeinflusst (Brandt et al. 1980). Visuelle Höhenexposition führt bei ca. 28% der Bevölkerung zu Unwohlsein und Schwindel (visuelle Höhenintoleranz, Huppert et al. 2013) unterschiedlich starker Ausprägung.

Ziele:

Die Untersuchung der Korrelation des Blickverhaltens mit visueller Höhenintoleranz.

Material/Methoden:

Eine Gruppe von 16 Probanden mit visueller Höhenintoleranz und eine Kontrollgruppe absolvierten zwei Gänge auf einem Fluchtbalkon in einer Höhe von 20 Metern. Ein dünner Handlauf sorgte für die Sicherheit ohne die Sicht auf die Tiefe einzuschränken. Die Augenbewegungen der Probanden wurde mit einer tragbaren Videookulografiebrille gemessen. Integrierte Inertialsensoren erlaubten die Bestimmung von Kopf- und Gangparametern.

Ergebnisse:

Die Geschwindigkeit von Probanden mit visueller Höhenintoleranz ist im Vergleich zur Kontrollgruppe verringert und die Schrittfrequenz erniedrigt. (p < 0.001). Diese Effekte sind am stärksten beim ersten Gang auf dem Fluchtbalkon, bei dem zusätzlich die Schrittlänge verringert ist. Eine Annäherung an die Kontrollgruppe zeigt sich bei der Wiederholung des Ganges.

Die Kopfbewegungen sind deutlich kleiner als bei der Kontrollgruppe (p < 0.005), während sich bei den Augenbewegungsparametern wie Sakkadenfrequenzen und Sakkadenamplituden kaum Unterschiede zeigen. Dagegen ist die Orientierung des Gesichtsfeldes bei visueller Höhenintoleranz überwiegend geradeaus bzw. zur Wandseite, während die Kontrollpersonen die offene Seite des Fluchtbalkons bevorzugen.

Zusammenfassung:

Visuelle Höhenintoleranz führt zu vorsichtigem Gang und reduzierter visueller Exploration. Diese zeigt sich primär in reduzierten Kopfbewegungen und der Tendenz, die visuelle Exposition zur Tiefe zu vermeiden.