Klinische Neurophysiologie 2014; 45 - V9
DOI: 10.1055/s-0034-1371188

Ultraschall des peripheren Nervensystems in der Diagnostik axonaler und demyelinisierender Neuropathien

A Grimm 1, L Kappos 1, OW Witte 2, H Axer 2
  • 1Universitätsspital Basel, Neurologie, Basel, Schweiz
  • 2Universität, Neurologie, Jena, Deutschland

Einleitung: Ultraschalluntersuchungen des peripheren Nervensystems haben durch die Methodik des hochauflösenden Ultraschalls an Bedeutung gewonnen. Einige Daten konnten unter anderem zeigen, dass sowohl hereditäre als auch entzündliche Neuropathien sonomorphologische Phänomene wie generalisierte oder fokale Nervenschwellungen aufweisen. Auch Leitungsblocks wurden gefunden. Wie sich das bei axonalen Neuropathien verhält ist noch völlig unklar. Ziel unserer Studie war daher der Vergleich verschiedener Entitäten demyelinisierender, axonaler und gemischter Neuropathien mit Frage nach Unterschieden im Nervenquerschnitt und inwiefern diese Unterschiede eine Diagnosestellung erleichtern.

Methodik: Von April 2013 bis aktuell haben wir insgesamt 52 Patienten mit elektrophysiologisch gesicherter, erworbener demyelinisierender bzw. axonaler oder gemischter Polyneuropathie (24 vs. 21 vs. 7) untersucht und diese Daten mit einer Kontrollgruppe verglichen (10 Patienten). Es wurden der N. medianus, N. ulnaris, N. tibialis und peroneus an verschiedenen Stellen in Querschnitt und Längsschnitt dargestellt. Zeitgleich wurde bei allen Patienten ein elektrophysiologisches standardisiertes Polyneuropathie-Programm durchgeführt. DRKS00005253

Ergebnisse: In allen untersuchten Nerven zeigten Patienten mit demyelinisierender Polyneuropathie vergrößerte Nervenquerschnitte im Vergleich zur Kontrollgruppe, aber auch im Vergleich zu axonalen und gemischten Neuropathien. In den Patientengruppen mit axonaler bzw. gemischter Neuropathie zeigten sich im Gesamtvergleich keine signifikanten Unterschiede, ebenso im Vergleich zu den gesunden Probanden. Exemplarisch genannt sei hier der N. medianus am Unterarm mit einen Nervenquerschnitt von durchschnittlich 0,12cm2 (SD 0,04) bei demyelin. PNP verglichen zu 0,07cm2 (SD 0,03) bei gesunden Probanden und 0,09cm2 (SD 0,03) bei gemischten bzw. 0,08cm2 (SD 0,01) bei axonalen Neuropathien. Es konnte eine signifikante Korrelation zwischen der motorischen Nervenleitgeschwindigkeit NLG am Unterarm im nervus medianus zur distalen CSA gefunden werden (-0.416, p = 0.001) mit Abnahme der NLG bei Zunahme der CSA. Ähnliche Resultate fanden sich im N. tibialis (-0.329, p = 0.058). Über ROC-Kurven konnten Grenzwerte zur Unterscheidung von axonalen und demyelinisierenden PNP berechnet werden.

Schlussfolgerung: Nervenultraschall scheint in der Unterscheidung demyelinisierender zu axonaler und gemischter Neuropathie ein sinnvolles Instrument in Ergänzung zur Elektrophysiologie zu sein. Insbesondere in der Untersuchung entzündlicher, demyelinisierender immunvermittelter Neuropathien ergeben sich Anhaltspunkte für den Nervenultraschall als feststehendes diagnostisches Element.