Endoskopie heute 2014; 27 - P30
DOI: 10.1055/s-0034-1371065

Die perkutane Leberblindpunktion als sichere diagnostische Methode mit guter Repräsentativität bei Patienten nach Lebertransplantation

TA Alten 1, A Negm 2, H Wedemeyer 2, C Brauner 2, MP Manns 2, OL Tim 2
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hannover, Deutschland
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Innere Medizin, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland

Fragestellung:

Die Histologie dient bisher als Goldstandard zur Diagnostik von Lebererkrankungen nach Lebertransplantation (LTX), birgt allerdings das Risiko potentiell lebensbedrohlicher Komplikationen. Nicht-invasive Methoden wie Elastografie oder Serummarker spielen zunehmend eine Rolle, jedoch erreichen diese bislang nicht die diagnostische Genauigkeit der Histologie. Leberblindpunktionen werden daher nach LTX weiterhin häufig durchgeführt, da die zu späte Erkennung einer Transplantatdysfunktion mit Transplantatversagen und hoher Mortalität einhergeht.

Ziel:

Ziel der Studie war es, Komplikationen bei Leberblindpunktionen und die Repräsentativität der gewonnenen Histologie bei Patienten nach LTX zu untersuchen.

Methodik:

Es handelt sich um eine retrospektive Analyse von lebertransplantierten Patienten, die sich zur perkutanen Leberblindpunktion nach Menghini von 01/2000 bis 10/2012 in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) vorstellten. Als repräsentative Biopsie wurde das Vorhandensein von 12 Portalfeldern gewertet. Alle Patienten wurden mindestens 24 Stunden nach Leberblindpunktion stationär überwacht.

Ergebnis:

703 Punktionen bei 409 Patienten nach LTX (132 Frauen (32%), Durchschnittsalter 50 Jahre) wurden identifiziert. Indikationen zur LTX waren v.a. Hepatitis C Leberzirrhose (32%), cholestatische Lebererkrankungen (18%), Hepatitis B Leberzirrhose (15%) und PSC (15%). Die Leberbiopsie wurde überwiegend aufgrund des Verdachtes auf eine Abstoßungsreaktion (449/703 = 64%), zur Verlaufskontrolle (161/703 = 23%) und bei Verdacht auf ein Rezidiv der Grunderkrankung (58/703 = 8%) durchgeführt. Komplikationen nach Leberblindpunktion traten in nur 10 von 703 Leberbiopsien auf (1,6%). Drei Patienten gaben Schmerzen an, es traten drei Blutungen auf, drei Patienten klagten über Fieber, und bei einem Patienten zeigte sich eine vegetative Reaktion. Die Schmerzen wurden medikamentös behandelt. Die Patienten mit Blutungskomplikation zeigten keinen relevanten Hämoglobin-Abfall und benötigten keine Bluttransfusion. Kein Patient erlitt eine lebensbedrohliche Komplikation. Lediglich 13 von 703 Biopsien (1,9%) waren nicht repräsentativ.

Aufgrund der geringen Komplikationsrate und der hohen histologischen Repräsentativität besitzt die Leberbiopsie auch im Zeitalter neuerer nicht-invasiver diagnostischer Methoden weiterhin einen hohen Stellenwert in der Diagnostik von Lebererkrankungen nach LTX.