Endoskopie heute 2014; 27 - P19
DOI: 10.1055/s-0034-1371054

Endoskopische Submukosadissektion sessiler und flacher kolorektaler Neoplasien im gesamten Colon: eine Fallserie mit 83 Resektionen

M Sauer 1, R Hildenbrand 2, R Bollmann 2, B Sido 3, FL Dumoulin 1
  • 1Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, Abteilung für Innere Medizin/Gastroenterologie, Bonn, Deutschland
  • 2Institut für Pathologie Bonn-Duisdorf, Bonn, Deutschland
  • 3Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bonn, Deutschland

Fragestellung:

Die endoskopische Entfernung flacher kolorektaler Polypen > 20 mm ist oft nur als fragmentierte endoskopische Mukosaresektion (sog. piecemeal EMR) möglich. Histologisch lässt sich Vollständigkeit der Abtragung nicht belegen; die Rezidivraten betragen 20 – 30%. Die vor allem in Asien propagierte endoskopische Submukosadissektion (ESD) ermöglicht eine en bloc Abtragung auch größerer flächiger Neoplasien mit histologischer Kontrolle einer kompletten Resektion. Als wesentliche Nachteile der ESD im Kolon gelten der höherer Zeitaufwand und die höhere Rate an Perforationen. Aus der westlichen Welt sind bisher nur vereinzelte Fallserien zur ESD in Rektum und Sigma, nicht jedoch zur ESD im proximalen Colon publiziert.

Ziel:

Die durchgeführte Studie dient der Klärung der Machbarkeit (Aufwand, Komplikationsrate, Ergebnisse) der kolorektalen ESD im 'westlichen Setting'.

Methodik:

Retrospektive Datenanalyse der zwischen 10/2012 und 11/2013 in unserer Abteilung durchgeführten kolorektalen ESD Prozeduren. Die ESDs wurde unter Propofol-basierter Sedierung mit dem 'dual knife' oder 'hook knife' durchgeführt (Fa. Olympus, Hamburg).

Ergebnis:

Bei 81 konsekutiven Patienten [48 Männer/33 Frauen; medianes Alter 71 (47 – 91) Jahre)] wurden 83 ESD Interventionen durchgeführt (23% Rektum/Sigma; 77% proximalere Lokalisation). Die Größe der Läsionen betrug im Median 35 mm (20 – 100), die mittlere Interventionsdauer 103 Minuten (20 – 600). Endoskopische en bloc Resektionen wurden bei 79,5% der Interventionen erreicht, der Anteil histologisch bestätigter kompletter Resektionen betrug 49,4%. In der histologischen Aufarbeitung ergaben sich in 36% der Fälle ein hochgradige intraepitheliale Neoplasie bzw. ein T1 Karzinom. Relevante Komplikationen wurden bei 10 Patienten beobachtet: 8x Mikroperforation (alle im proximalen Colon; alle Perforationen wurden während der Intervention versorgt, eine operative Versorgung war bei keinem Patienten notwendig) und 2x transfusionspflichtige Nachtblutungen. Die mediane Dauer des stationären Aufenthalts betrug 3 Tage (1 – 6), die 30 Tage Mortalität belief sich auf 0%. Im Vergleich der ESD Interventionen 1 – 40 vs. 41 – 83 ergab sich eine Zunahme der en bloc Resektionsrate (78 vs. 81%; p = n.s.) und der Rate histologisch bestätigter kompletter Resektionen (40 vs. 58%; p = 0,09).

Die kolorektale ESD ist auch im proximalen Kolon im westlichen Setting durchführbar. Komplikationen traten als v.a als klinisch wenig relevante Mikroperforationen bei Interventionen im proximalen Colon auf. Vor allem die Rate histologisch bestätigter kompletter Resektionen ist Das Verhältnis Aufwand/Ergebnis ist verbesserungsbedürftig.