Endoskopie heute 2014; 27 - P11
DOI: 10.1055/s-0034-1371046

Wertigkeit von intraduktalen Biopsien in der ERCP zur Diagnose von malignen Erkrankungen: Eine wiederholte Biopsie erhöht die Aussagekraft

D Walter 1, J Trojan 1, C Sarrazin 1, S Zeuzem 1, M Friedrich-Rust 1, J Albert 1
  • 1Goethe Universität, Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie, Frankfurt, Deutschland

Fragestellung:

Die Unterscheidung einer benignen von einer malignen Stenose der Gallenwege ist bildgebend nicht sicher möglich, die histologische Sicherung ist entscheidend. Welche Rolle spielt hier die intraduktale Biopsie?

Ziel:

Untersuchung der Aussagekraft der intraduktalen Biopsie bei der Diagnose maligner Erkrankungen.

Methodik:

Zwischen 01/2009 und 09/2013 wurden bei 3672 ERCP-Untersuchungen in 120 Fällen (88 Patienten) intraduktale Biopsien (Zangenbiopsie, Schlinge, Cholangioskopiegesteuerte Biopsie mit Zange) bei einer unklaren biliären Stenose entnommen, in 32 Fällen waren in Folgeuntersuchungen erneut Proben entnommen worden. Es wurden 63 männliche und 25 weibliche Patienten im Alter von im Mittel 63,07 Jahren (Standardabweichung: 15,14/Spannweite: 6 bis 94 Jahre) untersucht. Die in der ERCP gestellte makroskopische Diagnose und das histologische Ergebnis der intraduktalen Biopsie wurde mit der Diagnose im postoperativen histopathologischen Befund oder einem Verlauf von mindestens einem Jahr (Goldstandard) verglichen. High grade intraepitheliale Neoplasien werteten wir als malignen Befund. Histologisch oder makroskopisch unklare Befunde wurden als benigne gewertet.

Ergebnis:

Bei den untersuchten 88 Patienten ergab sich in der Primärbiopsie eine Sensitivität von 20% bei einer Spezifität von 100% (NPV 71%, PPV 100%). Bei einer erneuten Biopsieentnahme im Rahmen einer Folge-ERCP (18 Patienten mit im Mittel 2,8 ERCP mit Biopsieentnahme im weiteren Verlauf), steigerte sich die Sensitivität auf 33,3% bei gleichermaßen hoher Spezifität von 100% (NPV 74,4%, PPV 100%). In 4 von 18 Patienten änderte sich hierbei die Diagnose (22%).

Im Vergleich der in der ERCP gestellten duktographischen Diagnose mit dem Goldstandard zeigte sich eine Sensitivität von 67% bei einer Spezifität von 90% (NPV 84%, PPV 77%), s. Tabelle 1.

Tab. 1: Diagnostisches Ergebnis nach duktographischer Diagnose des Untersuchers bei der ERCP, nach Probenentnahme (PE) und im Verlauf bzw. nach Operation (Goldstandard).

ERCP

(Duktografie)

PE (intraduktal)

Goldstandard

n

Benigne

Benigne

Benigne

52

Maligne

9

Maligne

Maligne

1

Maligne

Benigne

Benigne

6

Maligne

15

Maligne

Maligne

5

Diskussion:

Intraduktale Biopsien weisen bei der ersten ERCP eine eingeschränkte Sensitivität auf, die Spezifität ist allerdings sehr hoch. Nachfolgende intraduktale Biopsien bei einer ERCP im weiteren Verlauf können die Sensitivität erhöhen, und haben dann einen entscheidenden Einfluss auf das Patientenmanagement. Bei dringendem klinischen Verdacht auf ein Malignom muss trotz präoperativ fehlender histologischer Diagnose beim operablen Patienten eine Resektion angestrebt werden.