Endoskopie heute 2014; 27 - FV13
DOI: 10.1055/s-0034-1371035

Das Adenokarzinomrisiko in Abhängigkeit von der Barrett-Länge – Implikationen einer populationsbasierten Studie

O Pech 1, H Arash 2, C Ell 2, H Manner 2, A May 2, M Vieth 3, A Sonnenberg 4, H Pohl 5
  • 1Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, Klinik für Gastroenterologie und interventionelle Endoskopie, Regensburg, Deutschland
  • 2HSK Wiesbaden, Wiesbaden, Deutschland
  • 3Klinikum Bayreuth, Pathologie, Bayreuth, Deutschland
  • 4VA Medical Center, Portland, Vereinigte Staaten von Amerika
  • 5VA Medical Center, White River Junction, Vereinigte Staaten von Amerika

Fragestellung:

Das Karzinomrisiko nimmt mit der Länge des Barrett-Ösophagus zu. Für zukünftige Überwachungsstrategien wäre die Kenntnis der Riskos in Abhängigkeit von der jeweiligen Barrett-Segmentlänge wünschenswert.

Ziel:

Ziel der Untersuchung war es die jährliche Barrett-Adenokarzinomrate in Abhängikeit von der Barrett-Segmentlänge sowie die Zahl der Patienten zu bestimmen, die einer Überwachungsendoskopie unterzogen werden müssen um ein Barrett-Adenokarzinom zu detektieren.

Methodik:

Die Analyse basiert auf drei verschiedenen Datenquellen: Zuerst wurde die Prävalenz der unterschiedlichen Barrett-Längen (Long-Segment-Barrett-Ösophagus (LSBE) ≥*** 3 cm; Short-Segment-Barrett-Ösophagus (SSBE) ≥*** 1 cm bis < 3 cm; Ultra-Short-Segment-Barrett-Ösophagus (USBE) < 1 cm) in einer großen Kohorte mit 1017 Patienten mit T1 Barrett-Karzinomen, die in der HSK Wiesbaden therapiert wurden, analysiert. Bei allen eingeschlossenen Patienten wurde ein Barrett-Ösophagus durch die Präsenz von Becherzellen nachgewiesen. Anschließend bestimmten wir die Inzidenz von Barrett-Adenokarzinomen in der „Surveillance Epidemiology and End Results (SEER)“ Datenbank des Jahres 2010 bei Individuen mit einem Alter ≥*** 50 Jahren. Als nächsten Schritt führten wir ein systematisches Review durch, um die Verteilung der Barrett-Länge in dieser Altersgruppe zu bestimmen. Die Transitions-Rate wurde berechnet, indem wir die jährliche Anzahl von Patienten mit Barrett-Adenokarzinom durch die Barrett-Prävalenz jeder Längen-Kategorie dividierten.

Ergebnis:

Die Prävalenz des LSBE bei den Patienten mit T1 Barrett-Adenokarzinom war 56% (95% CI 53 – 59%), des SSBE 24% (95% CI 21 – 26%) und des USBE 20% (95% CI 18 – 23%). Unser systematisches Review ergab eine populationsbasierte Prävalenz des LSBE von 1%, des SSBE von 8% und des USBE von 15%. Wendet man diese Prävalenzraten an, haben Patienten mit LSBE eine Karzinom-Inzidenz von 3,1, mit SSBE von 0,2 und mit USBE von 0,1 pro 1000 Patienten. Um ein Karzinom zu detektieren müssten 318 Patienten mit LSBE, 4349 Patienten mit SSBE und 9008 Patienten mit USBE einer Überwachungsendoskopie unterzogen werden.

Schlussfolgerung: Ungefähr die Hälfte aller Barrett-Adenokarzinome entwickeln sich im SSBE und USBE. Jedoch müsste eine sehr große Anzahl von Patienten einer Überwachungsendoskopie unterzogen werden, um ein Barrett-Adenokarzinom zu detektieren. Dies stellt den Wert von Überwachunsendoskopien bei Patienten mit kurzem Barrett-Segment gerade im Hinblick auf die limitierten Ressourcen im Gesundheitssystem in Frage.