Endoskopie heute 2014; 27 - FV2
DOI: 10.1055/s-0034-1371024

PillCam Colon2© nach inkompletter Koloskopie – eine prospektive Multicenter-Studie

P Baltes 1, M Bota 1, J Albert 2, M Philipper 3, HG Hörster 4, F Hagenmüller 5, I Steinbrück 5, R Jakobs 6, M Bechtler 6, H Neuhaus 7, JP Charton 7, D Hartmann 7, M Rupert 8, H Hohn 9, M Keuchel 1
  • 1Bethesda Krankenhaus Bergedorf, Hamburg, Deutschland
  • 2Klinikum der J. W. Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • 3Gastroenterologische Schwerpunktpraxis, Düsseldorf, Deutschland
  • 4Gastropraxis Rheydt, Mönchengladbach, Deutschland
  • 5Asklepios Klinik Altona, Hamburg, Deutschland
  • 6Klinikum der Stadt Ludwigshafen, Ludwigshafen, Deutschland
  • 7Evangelisches Krankenhaus, Düsseldorf, Deutschland
  • 8Gastroenterologie am Burgweiher, Bonn, Deutschland
  • 9Schwerpunktpraxis Gastroenterologie, Koblenz, Deutschland

Fragestellung:

Die Koloskopie, Goldstandard für die Diagnostik kolorektaler Erkankungen, kann z.B. aufgrund von Schlingenbildung, Elongation, Entzündung oder Sedierungsproblemen inkomplett bleiben. PillCam Colon1 wurde zur Komplettierung inkompletter Koloskopien verwendet. Darmreinigung mit einer reduzierten Dosis (z.B. 2 × 1 L Moviprep) ist bereits als effektiv für die Kapsel-Koloskopie beschrieben worden. In dieser Studie sollen Vorteile und Limitationen einer Kapsel-Koloskopie nach inkompletter Koloskopie mit der weiterentwickelten PillCam Colon2 und low-volume Lavage eruiert werden.

Ziel:

Primäres Ziel dieser Multicenter-Studie ist die Erfassung der Komplettierungsrate inkompletter Koloskopien durch PillCam Colon2. Sekundäre Endpunkte sind Qualität der Darmreinigung mit low-volume Vorbereitung, Sicherheit sowie die Erfassung weiterer Befunde inklusive Polypendetektion.

Methodik:

In diese prospektive Multicenter-Studie wurden Patienten eingeschlossen, bei denen eine Standard-Koloskopie durch einen erfahrenen Untersucher aufgrund von Schlingenbildung, Elongation oder Sedierungsproblemen inkomplett geblieben war. Die Kapsel-Koloskopie wurde entweder am Tag nach Koloskopie mit zusätzlicher MoviPrep-Lavage durchgeführt. Alternativ erfolgte die Kapsel-Koloskopie im 30-Tage-Intervall mit neuer Lavage (je 1 Liter MoviPrep abends und morgens). Zusätzliche 'Boosts' bestanden bei beiden Verfahren aus Moviprep (0,75 L und 0,25 L) und NaP als optionalem Rescue-Boost nach 9 Stunden. In der Bewertung wurden wie in anderen Studien Polypen mit einer Größe von 6 mm oder mehr oder der Nachweis von 3 Polypen oder mehr als signifikant definiert.

Ergebnis:

81 Patienten wurden untersucht, Daten von 74 Patienten konnten in die Auswertung einbezogen werden. In 95% der Fälle konnten Kolonabschnitte beurteilt werden, die mit der Standard-Koloskopie nicht erreicht wurden. Die Qualität der Darmreinigung war gut oder exzellent in 65%. Die Kapsel detektierte Polypen bei 36/74 (49%) der Patienten. Bei 75% (27/36) dieser Patienten lagen Polypen in Segmenten, die in der Standard-Koloskopie nicht erreicht worden waren. Bei 28% (21/74) aller Patienten waren die Polypen signifikant. Ein 26 mm großer Zökum-Polyp stellte sich histologisch als Adenokarzinom dar. Andere Befunde (z.B. Divertikel, Erosionen, Ulcerationen, Angiektasien) fanden sich in 76%. Eine Kapsel wurde im Dünndarm passager retiniert, die chirurgische Intervention erbrachte die Diagnose eines nicht vorbekannten fistulierenden und stenosierendem M. Crohn. Zusammenfassend erscheint die Kapsel-Koloskopie mit PillCam Colon2 ein nützliches und sicheres Verfahren zur Dickdarmdiagnostik nach inkompletter Koloskopie. Limitierende Faktoren sind funktionelle Stenosen und slow transit sowie teilweise eingeschränkte Qualität der Vorbereitung mit low-volume Lavage.