Pneumologie 2014; 68 - P429
DOI: 10.1055/s-0034-1367895

Unklare Kostensituation bei MDR-Tuberkulose mit teils stationärer, teils ambulanter Behandlung

E Siegling 1, HB Alter 1, K Kienast 1
  • 1Kath. Kliniken Lahn GmbH Hufeland-Klinik Bad Ems, Abt. Pneumologie; Zentrum für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Bad Ems

Eine 19-jährige bulgarische Patientin wurde wegen einer 11/2012 neu diagnostizierten MDR -Tuberkulose stationär aufgenommen. Beide Elternteile waren an einer Lungentuberkulose wenige Jahre zuvor verstorben. Die Röntgen-Thorax Aufnahme zeigte zwei Kavernen im rechten Oberfeld sowie Zeichen der Miliartuberkulose. Nach Bronchoskopie zeigte sich in der mikrobiologischen Aufarbeitung Mykobacterium tuberkulosis mit Resistenzen gegen Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol, Pyrazinamid und Protionamid. Hiermit lag definitionsgemäß eine MDR-Tuberkulose vor.

Es wurde eine 5fach Therapie mit Linezolid, Paraaminosalicylsäure, Levofloxazin, Terizidon sowie eine Off-Label-Use Therapie mit Capreomycin begonnen. Unter dieser Therapie kam es zur raschen Rückbildung der radiologischen Befunde, der Entzündungsparameter und der Beschwerden. Die mikroskopischen und kulturellen Untersuchungen des Bronchialsekrets im Januar 2013 zeigten bereits einen negativen Befund, so dass ab Januar 2013 keine primäre Indikation für die stationäre Behandlung mehr bestand. Die Patientin musste jedoch bis zum 3.9.2013 stationär behandelt werden aufgrund einer verzögerten Klärung der Kostenübernahme für die teils intravenöse, kostenintensive Therapie im ambulanten Bereich. Ein zusätzliches Problem bereitete die Off-Label-Use Therapie mit Capreomycin. Auch von der Seite des Gesundheitsamtes wurde keine Möglichkeit gefunden, die Patientin ambulant zu behandeln. Während der gesamten Therapiezeit traten keine Nebenwirkungen auf. Die Patientin entwickelte jedoch eine Depression. Die Therapiecompliance nahm kontinuierlich ab.

Bei stabilem Verlauf wurde die Therapie am 3.9.2013 auf eine orale Darreichungsform umgestellt, mit Ciprofloxazin, Linezolid, Paraaminosalicylsäure und Terizidon. Die Patientin konnte entlassen werden. Die Therapie soll unter engmaschiger Kontrolle des Gesundheitsamtes bis November 2014 durchgeführt werden.

Fazit: Durch eine rechtzeitige Überführung der Therapie in den ambulanten Bereich könnte die vegetative Belastung von Patienten mit MDR Tuberkulose deutlich reduziert und die Therapiecompliance gebessert werden. Eine erhebliche Reduktion der Therapiekosten würde erreicht.