Pneumologie 2014; 68 - P324
DOI: 10.1055/s-0034-1367894

Chamäleon: Tuberkulose

A Kanappilly 1, D Gökce-Gün 1, D Kirsten 1, L Welker 2
  • 1Lungenclinic Grosshansdorf, Airway Research Center North (Arcn), Member of the German Center for Lung Research (Dzl)
  • 2Zytologisches Labor, Krankenhaus Großhansdorf – Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie; Lungenclinic Grosshansdorf, Airway Research Center North (Arcn), Member of the German Center for Lung Research (Dzl)

Einleitung: Die Tuberkulose (Tbc) ist eine der ältesten Erkrankungen. Die Entdeckung ihrer infektiösen Ätiologie durch Robert Koch 1882 stellt einen Meilenstein der Medizingeschichte dar. Unterschiedlichste Verlaufsformen sind bekannt. Trotz moderner diagnostischer Methoden bietet die Tbc auch heute noch Fallstricke. Dies zeigt der folgende Fall:

Kasuistik: Ein 45-jähriger vietnamesischer Koch stellte sich zur Abklärung einer pleuraständigen pulmonalen Raumforderung vor. Eingeschränkte Deutschkenntnisse erschwerten die Anamnese. Der Verdacht auf ein Lungenkarzinom war Anlass einer endosonographischen Diagnostik. Die Punktion eines mediastinalen Lymphknotens erbrachte zytologisch eine epitheloidzellige Granulomatose. Mittels VATS wurde ein maligner Tumor endgültig ausgeschlossen und histologisch eine nekrotisierende Sarkoidgranulomatose (NSG) diagnostiziert. Differenzialdiagnostisch wurde zunächst eine Tuberkulose bedacht. Im Hinblick auf die klinische Symptomatik wurde bei fehlendem mikroskopischem Erregernachweis, Quantiferon-Test und PCR-Diagnostik nach Erhalt der negativen Kulturergebnisse eine Steroidtherapie eingeleitet. Nach anfänglicher Erholung manifestierte sich aber nach zwei Monaten ein progredientes Krankheitsbild. Mikroskopisch und kulturell gelang jetzt der Nachweis einer Tbc aus Pleuraexsudat. Nach Einleitung einer antimykobakteriellen Therapie trat ein septisches Krankheitsbild mit akutem Nierenversagen auf, dass intensivmedizinische Maßnahmen erforderte.

Diskussion: Das Chamäleon Tbc hat sich im vorgestellten Fall trotz früher differentialdiagnostischer Berücksichtigung und Verwendung der etablierten Nachweisverfahren zunächst einer Diagnose entzogen und unter der Verdachtsdiagnose NSG zur Steroidtherapie geführt.

Die Besonderheiten des Verlaufs erinnern uns wieder einmal an die Grenzen der klinischen Labordiagnostik sowie an die Notwendigkeit einer sorgfältigen klinischen Beobachtung auch scheinbar hinlänglich gesicherter Diagnosen.