Pneumologie 2014; 68 - P118
DOI: 10.1055/s-0034-1367890

Ungewöhnlicher Verlauf einer protrahierten Lymphknotentuberkulose

K Husemann 1, N Berg 2, M Kohlhäufl 2
  • 1Klinik Schillerhöhe; Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie, Gerlingen
  • 2Klinik Schillerhöhe, Gerlingen

Bei einem 27-jährigen indischen Patienten wurde auswärts eine mediastinale Lymphknotentuberkulose durch kulturellen Nachweis von M. tuberculosis im LK-Resektat diagnostiziert. Einleitung einer 4fach-Standardtherapie (H,R,Z,E), Ausschluss einer infektiösen Lungentuberkulose und HIV-Infektion. Kein Nachweis von Resistenzen auf Erstrangmedikamente.

6 Wochen nach Abschluss der Standardtherapie progrediente mediastinale Lymphadenopathie. Wiederaufnahme einer 2fach-Therapie (H,R) für weitere 6 Monate. Hierunter kurzfristig Wiedervorstellung mit Dsyphagie, Dyspnoe, Husten, AZ-Verschlechterung und thorakalen Schmerzen. Endobronchial kein Anhalt für lokale Fisteln oder Stenosen. Keine Entzündungskonstellation im Labor. Es erfolgte eine erneute mikrobiologische Diagnostik (EBUS-FNA), begleitend Einleitung einer systemischen Steroidtherapie in ausschleichender Dosierung über 6 Wochen. Trotz Fortsetzung der antituberkulösen Therapie über insgesamt 12 Monate und Therapieversuch mit Steroiden anhaltende Beschwerden und weiter größenprogrediente, einschmelzende Lymphknoten. Erneute Hospitalisation bei subfebrilen Temperaturen und AZ-Verschlechterung. In der EBUS-gesteuerten LK-Punktion weiterhin mikroskopisch säurefeste Stäbchen, kulturell im Aspirat zusätzlich Nachweis von Actinomyces spezies. Unter Erweiterung der Therapie um Ampicillin/Sulbactam kein Ansprechen, so dass im Verlauf bei hochfieberhaftem Krankheitsbild eine chirurgische Resektion der mediastinalen LK erfolgte. Postoperativ kam es unter fortgeführter Therapie mit Amoxicillin/Clavulansäure p.o. in den folgenden Wochen zu einer kompletten Beschwerdefreiheit. Die TB-Kulturen aus dem OP-Präparat blieben negativ.

Der Zahnstatus des Patienten war unauffällig, eine zusätzliche MRT von Kopf und Hals blieb ohne Anhalt für einen Fokus der Aktinomyzeten-Infektion.

Protrahierte Verläufe sind bei Lymphknotentuberkulose nicht ungewöhnlich und bessern sich in der Regel unter Therapiefortsetzung und ggf. zusätzlicher Steroidgabe. Eine Koinfektion Tuberkulose/Aktinomykose ist in der Literatur nur in wenigen Einzelfällen beschrieben.