Pneumologie 2014; 68 - P355
DOI: 10.1055/s-0034-1367873

Pneumatozele als Komplikation einer Therapie mit Endobronchialventilen beim schweren Emphysem – eine Fallserie

W Gesierich 1, F Reichenberger 2, N Weber 1, J Behr 1
  • 1Asklepios-Fachkliniken München-Gauting; Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie
  • 2Asklepios Fachkliniken München-Gauting; Klinik für Pneumologie; Deutsches Zentrum für Lungenforschung

Hintergrund:

Eine Pneumatozele entsteht durch einen traumatischen Einriss im Lungenparenchym, der sich über rupturierte Bronchien mit Luft füllt. Über die Häufigkeit und Bedeutung von Pneumatozelen nach einer Therapie mit Endobonchialventilen beim schweren Lungenemphysem ist bisher wenig bekannt.

Methoden:

Retrospektive Analyse aller von Januar 2011 bis September 2013 an unserem Zentrum mit Endobronchialventilen behandelten Emphysem-Patienten.

Ergebnisse:

6/76 Patienten (7,9%; 3♂; 3♀) entwickelten in der postinterventionellen Phase eine Pneumatozele. Bei 5 Patienten war es nach Ventilverschluss im Ziellappen zu einer Atelektasebildung, bei 1 Patienten zu einer relevanten Volumenreduktion ohne vollständige Atelektasebildung gekommen. Bei 1 Patient lag die Pneumatozele im Ziellappen, bei 5 Patienten im Nachbarlappen. Die Läsion war stets subpleural lokalisiert mit Kontakt zum großen Interlob und hatte eine mittlere Größe von 85 ± 8,9 mm (jeweils größter Durchmesser der ovalären Läsionen in der axialen Ebene). Bei 3 Patienten bildete sich die Läsion im Verlauf ohne Intervention zurück. Bei 2 Patienten kam es zusätzlich zu einem Pneumothorax, der sich über eine Thoraxdrainage stabilisiern ließ. Bei 1 Patientin kam es zu Blutungen aus der Pneumatozele, die sich klinisch in milden, nicht interventionsbedürftigen Hämoptysen äußerten, und zu einer Pleuropneumonie im Nachbarlappen, die sich auch durch längerfristige antibiotische Therapie nicht stabilisiern ließ. Wegen schwerwiegender funktioneller Verschlechterung mussten bei dieser Patientin die Ventile nach 4 Wochen wieder entfernt werden.

Schlussfolgerung:

Eine Pneumatozele tritt mit mäßiger Häufigkeit nach Ventiltherapie des schweren Lungenemphysems auf. Sie entsteht wahrscheinlich durch einen Einriss im emphysematösen Lungenparenchym, der durch den Zug des volumenreduzierten Ziellappens auf das Parenchym ausgelöst wird. In der Mehrzahl liegt sie im Nachbarlappen. Eine Pneumatozele kann durch Einblutung kompliziert sein, bildet sich aber in vielen Fällen spontan zurück. In Kombination mit anderen Komplikationen der Ventiltherapie, wie Pneumothorax und Pleuropneumonie, kann es zu einem Interventionsbedarf kommen.