Pneumologie 2014; 68 - P624
DOI: 10.1055/s-0034-1367849

Hafnia alvei als seltene Ursache eines persistierenden Hustens und einer tumorverdächtigen Raumforderung in einer lungengesunden 53-jährigen Patientin

D Dinjus 1
  • 1Klinik für Kardiologie/Pneumologie/Angiologie, Düsseldorf

Wir stellen einen Fall einer 62-jährigen Patientin mit persistierendem leicht produktivem Husten und tumorverdächtiger pulmonaler Raumforderung vor. Die Patientin ist Nie-Raucherin, lungengesund und nicht unter immunsuppresiver Therapie. Die ärztliche Vorstellung erfolgte mit schmerzhaftem Husten seit 3 Monaten. Die Röntgenaufnahme der Lunge erbrachte den Befund eines diskreten dorsobasalen Infiltrates. In der daraufhin durchgeführten Schnittbilddiagnostik wurde eine primär tumorverdächtige Läsion von 3,3 × 2,2 cm im rechten Lungenunterlappen postero/mediobasal mit pleuralen Einziehungen und reaktiver Lymphadenopathie beschrieben. Die Erregersuche ergab im Sputum den Nachweis von Havnia alvei. Aufgrund der fehlenden Risikokonstellation für ein Bronchialkarzinom wurde zunächst auf eine invasive Abklärung verzichtet und antibiogrammgerecht eine Therapie mit Levofloxacin oral begonnen. Hierunter rasche Rückbildung der Hustensymptomatik. Die 3 Wochen nach dem ersten Computertomogramm der Lunge durchgeführte Kontrolluntersuchung zeigte eine vollständige Rückbildung der vormals beschriebenen primär tumorverdächtigen Läsion.

Wir möchten mit diesem Fall die Breite möglicher Differentialdiagnosen in der Abklärung sowohl des persistierenden Hustens als auch der pulmonalen Raumforderung betonen und einen Literaturüberblick über die pulmonale Relevanz von Hafnia alvei geben.

Der Erreger Hafnia alvia, dessen taxonomische Eingruppierung bis in die 80er Jahre unsicher war ist ein zur Familie der Enterobacteriaceae, zum Stamm der Klebsiellae gehörender gramnegativer Erreger. Gentechnische Analysen konnten zwei getrennte Cluster charakterisieren. Phylogenetisch ist Serratia der engste Verwandte von H. alvei.

Die Humanpathogenität besteht in erster Linie aus Gastroenteritiden. Extraintestinale Manifestationen sind Wundinfektionen und Atemwegsinfektionen. Letztere aber fast ausschließlich beschrieben bei Patienten mit Komorbiditäten wie COPD, HIV, Lungenkrebs oder als beatmungsassoziierte Pneumonie.

Somit ist dies die Besonderheit unseres hier präsentieren Falls, da die Patientin „lungengesund“ und ohne andere Begleiterkrankungen war.